Archiv für den Monat: August 2017

Neu rezensiert: Die Römer in Deutschland

Drei Romanrezensionen in Folge sind für Ardeija.de wohl ein Rekord – höchste Zeit also, einmal wieder ein Sachbuch zu besprechen. Andreas Thiel legt mit Die Römer in Deutschland einen gut lesbaren Ausflug in die Antike vor, der Grundwissen über eine spannende Epoche anschaulich und reich bebildert vermittelt. Mehr darüber in der neuen Rezension.

Buchempfehlung: BRÏN

Wer schon länger auf Ardeija.de mitliest, dem ist Sameena Jehanzeb garantiert ein Begriff: Die Grafikerin und Scherenschnittkünstlerin setzt sich in ihrer gestalterischen Arbeit immer wieder auf unterschiedliche Art mit Büchern und Geschichten auseinander und bloggt auch selbst darüber. Jetzt legt sie ihren eigenen Debütroman vor, dessen Entstehung ich miterleben durfte und den ich allen Fans abenteuerlicher Phantastik ans Herz legen kann.

Die junge Juno führt ein nicht weiter bemerkenswertes Leben, bis sie bei der Verfolgung ihrer nicht ganz zufällig ausgebüxten Katze in eine Pfütze stolpert, die sich als magisches Portal zum Planeten Brïn erweist. Juno findet eine Welt im Aufruhr vor: Nach der Ermordung der Edana, der Bewahrerin und Lenkerin der Elementarmagie, droht die Verteidigung gegen die monströsen Skrae zusammenzubrechen. Zudem treibt ein äußerst brutaler Frauenmörder sein Unwesen. In Verdacht gerät ausgerechnet die geheimnisumwitterte Weltenwächterin Kamika, eine Kriegerin, für die Juno bald allen Warnungen zum Trotz viel empfindet. Doch Kamika hasst Menschen von der Erde wie die Pest – und die Gefahr, dass Junos wahre Herkunft ans Tageslicht kommt, ist noch nicht einmal die größte, in der sie schwebt …

Zugegeben, mit Serienkillergeschichten kann man mich eigentlich jagen. Dass ich diese hier dennoch mit Vergnügen erst in der Manuskriptfassung und nun noch einmal als veröffentlichtes Buch gelesen habe, ist der beste Beweis für die Pageturnerqualitäten, die BRÏN schon nach kürzester Zeit entwickelt. In lockerer Sprache und kurzen Kapiteln gehalten, liest der Roman sich hervorragend in einem Rutsch weg. Neben Dauerspannung und Abenteuern bietet er auch eine originelle Welt, die charmant in Auszügen aus einem Buch im Buch, dem fiktiven Ratgeber für Neuankömmlinge, erklärt wird, und ansprechend gezeichnete Charaktere.

Juno ist eine freche und selbstbewusste Heldin, die sich trotz der ungewohnten Gegebenheiten, mit denen sie sich arrangieren muss, nie die Butter vom Brot nehmen lässt. In Kamika, unter deren harter Schale ein verletzlicherer Kern steckt, als sie es sich gern anmerken lässt, hat sie die ideale Sparringspartnerin für herrlich sarkastische Dialoge. Höchst lebendig ist aber auch der Rest der Figurenriege geraten, von Kamikas in jeder Hinsicht feurigem Kollegen Erigen über die ermordete Edana Zolana, die aus dem Jenseits ins Geschehen eingreift, bis hin zu Junos gütigem Ziehvater Bramas und seinem Sohn Akko, der mindestens ebenso viele Geheimnisse hat wie Kamika.

Der Planet Brïn ist ein sympathisches Setting, dessen Gesellschaft erfrischend egalitär und frei von Vorurteilen hinsichtlich Geschlecht und sexueller Orientierung ist. Anders als so oft in der Phantastik sind Technik und Magie keine Gegensätze, sondern miteinander zu einem System verknüpft, das Märchenhaftigkeit und Moderne unter einen Hut bringt. Die Fülle liebevoll gestalteter Details würde man gern (vielleicht als Anime?) verfilmt sehen: Reitgreifen, Kommunikationsspiegel, exotische Süßigkeiten und Gewänder mit bewegten Bildern werden einprägsam heraufbeschworen. Ein sorgenfreies Paradies findet Juno dennoch nicht vor, denn auch abgesehen von der Bedrohung durch die Skrae und die abstoßenden Verbrechen ist das Potential für zwischenmenschliche Konflikte so hoch wie überall sonst. Die Erkenntnis, dass Fortschritt und Annehmlichkeiten allein nicht unbedingt in allen Bereichen zu mehr Weisheit führen, nimmt man aus der Lektüre also schmunzelnd mit.

Auch wenn in dieser Buchvorstellung bisher die übernatürlichen Elemente betont worden sind: Einer klaren Genrezuordnung entzieht sich der Roman. BRÏN ist zugleich Thriller mit Mördersuche, phantastisches Weltenrettungsszenario um Ungeheuer und Auserwählte, Liebesgeschichte zwischen zwei starken Frauen und hier und da sogar schräge Komödie. Fantasy und Science Fiction mischen sich mit ein paar unverkrampft neuinterpretierten historischen Elementen (so, wie sie hier auftreten, hat man Jeanne d’Arc und Jack the Ripper noch nie erlebt, versprochen), und anklingende bekannte Motive entwickeln sich oft in eine unerwartete Richtung.

Wer Lust auf mitreißende Unterhaltung hat, die sich traut, anders zu sein, sollte also zugreifen. Magische Spannung ist garantiert!

Sameena Jehanzeb: BRÏN. Uetersen, Butze Verlag, 2017, 428 Seiten.
ISBN: 9783940611574

Neu rezensiert: Mrs. Tsenhor

Über das Leben im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. lässt sich zwar dank archäologischer Funde und bestimmter Schriftquellen einiges aussagen, aber Einzelpersonen werden meist nur dann fassbar, wenn sie der Oberschicht angehörten. Eine Ausnahme von dieser Regel bildet Ägypten, da sich dort aufgrund der klimatischen Bedingungen auch Papyri mit Dokumenten erhalten haben, die sich auf die Rechtsgeschäfte und Alltagserfahrungen von Durchschnittsmenschen beziehen. Eine solche Frau, die im Totenkult tätige Tsenhor, steht im Mittelpunkt von Koenraad Donker van Heels lesenswertem Buch. Die neue Rezension ist hier zu finden.