Archiv für den Monat: Juli 2017

Lesetipps in Kurzform 5 (Lesenswertes online)

Buchrücken (Symbolbild Lesetipps)

Foto: © Maike Claußnitzer

Die letzten Tage waren wahrlich nicht so sommerlich, wie man es sich zu dieser Jahreszeit erhofft, aber Dauerregen und Gewitter haben auch einen Vorteil: Wenn man draußen nicht viel unternehmen kann, bleibt mehr Zeit für die Lektüre!

Lesenswertes findet sich dabei nicht nur in Büchern. Gerade im Bereich der englischsprachigen Fantasy und Science Fiction sind auch viele gute und unterhaltsame Geschichten online veröffentlicht. Die folgenden drei haben mir besonders viel Spaß gemacht:

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T. Kingfisher (alias Ursula Vernon) – The Dryad’s Shoe

Ich habe eine gewisse Schwäche für Märchen, doch Märchennacherzählungen oder märchenbasierten Geschichten kommen oft zu plump daher, um Spaß zu machen. Nicht so diese augenzwinkernde Aschenputtel-Variante, die manches Klischee mit leichter Hand genüsslich auf den Kopf stellt. Von der gärtnernden Heldin über den als Abgesandten einer Dryade agierenden sprechenden Vogel und die gar nicht einmal so bösen Stiefschwestern bis hin zur Dienerschaft sind die Figuren liebevoll gezeichnet. Der humorvolle Erzähltonfall und das selbstironische Spiel mit Märchentypischem (und -untypischem) runden diesen kleinen Leckerbissen ab.

Eine Übersicht über die online verfügbaren Geschichten der Autorin ist hier zu finden.

Sylvia Spruck Wrigley – Alienated

Etwas boshafter und düsterer geht es in Alienated zu: Die Ich-Erzählerin ist als verurteilte Mörderin in eine Strafkolonie auf einem fremden Planeten verbannt worden und nur bedingt eine sympathische Gestalt. Wie sie sich mit ihrer Situation und einem höchst unerwarteten Phänomen arrangiert, ist dennoch amüsant geschildert, so dass ein Plot, der auch zu intensivem Grusel bis hin zum Horror getaugt hätte, eine auf fiese Art durchaus hoffnungsvolle Wendung nimmt.

Auf ihrer Website listet die Autorin ihre online veröffentlichen Kurzgeschichten auf.

Rose Lemberg – The Desert Glassmaker and the Jeweler of Berevyar

„Hoffnung“ ist auch das passende Stichwort für diese Geschichte in Briefen, die herrlich optimistisch und in überbordend lyrischer Sprache den Zauber der Kunst und die Offenheit für Neues in den Mittelpunkt stellt. Die in Teilen der Fantasyleserschaft leider häufig anzutreffende (Fehl-)Annahme, dass nur Geschichten voller Action in möglichst dreckigen und dystopischen Welten lesenswert seien, wird hier gründlich widerlegt. Ein kleines Glaskunstwerk wird zum Ausgangspunkt einer Korrespondenz zwischen zwei Personen, die sich noch nie begegnet sind, und wie sich ihre Beziehung durch die gemeinsame Begeisterung für Natur und Wunderdinge ganz allmählich entwickelt und vertieft, liest sich mitreißender als so mancher Text um dramatischere Geschehnisse.

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Natürlich darf bei diesem Thema auch der Tipp nicht fehlen, Simone Hellers How Bees Fly zu lesen (oder anzuhören), eine hier schon einmal ausführlicher besprochene Geschichte, die beim dritten oder vierten Blick hinein eigentlich nur immer weiter gewinnt, weil man ein interessantes Detail nach dem anderen entdeckt.

Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf ein Projekt, das auf ganz andere Weise Spannendes erzählt: Petra van Cronenburg (die auf Ardeija.de schon als Sachbuch– und Romanautorin Erwähnung gefunden hat) beteiligt sich am Sketchbook Project der Brooklyn Art Library und bloggt darüber, wie sie ihre Familiengeschichte über Ausgewanderte und Daheimgebliebene umsetzen möchte: How to find my story.

Neu rezensiert: La Dame et la licorne

Mittelalterliche Kunst ist schon vielen Erwachsenen fremder als Werke jüngerer Epochen; kann man sie da überhaupt sinnvoll für Kinder aufbereiten? Wie gut und liebenswert das möglich ist, zeigt ein französisches Bilderbuch, das sich an einer Serie von spätmittelalterlichen Wandteppichen orientiert. Mehr über Jean-Baptiste Baronians und Laurence Hennos La Dame et la licorne ist in der neuen Rezension zu erfahren.

Neu rezensiert: Winterlied

Eine geheimnisvolle Burg, verborgene Magie, ein altes Unrecht und zwei junge Liebende aus völlig unterschiedlichen Verhältnissen – Birgit Ottens Winterlied klingt zunächst einmal, als hätte es viel Reizvolles zu bieten. Doch der Ausführung der netten Grundidee fehlt es ein wenig an Substanz. Wer mehr darüber wissen möchte, kann die neue Rezension hier finden.

Neu rezensiert: Die Hethiter

Ganz so bekannt und beliebt wie Ägypter, Assyrer oder Babylonier sind die Hethiter bis heute nicht, und die Quellenlage ist bei ihnen in vielen Fällen noch schwieriger als bei anderen Kulturen des Alten Orients. Was sich dennoch über sie herausfinden lässt, fasst Jörg Klinger sachlich in seiner kompakten Einführung Die Hethiter zusammen. Mehr verrät wie immer die neue Rezension.