Füchse sind so gut wie weltweit verbreitet. Aus menschlicher Sicht erscheinen sie ambivalent: Einerseits als kluge und schöne Tiere bewundert, sind sie doch andererseits als Geflügeldiebe verschrien und nicht unbedingt bei jedem beliebt. So ist es nicht verwunderlich, dass auch aus der Darstellung des Fuchses im Märchen teils Sympathie, teils handfeste Abneigung spricht. Sabine Lutkat und Wolfgang Schultze bemühen sich als Herausgeber des Buchs Märchen von Füchsen jedoch, in der Mehrzahl Geschichten zu präsentieren, die ein eher positives Fuchsbild vermitteln.
Die aus älteren Sammlungen zusammengetragenen und teilweise von Sabine Lutkat neu bearbeiteten Märchen sind in sieben Abschnitten nach Themen geordnet. Während Der Fuchs in der Welt der Tiere den Fuchs in einem eher fabelähnlichen Umfeld zeigt, in dem er primär mit seinesgleichen oder anderen Tierarten interagiert, unterstützt Der hilfreiche Fuchs Menschen. Der listige Fuchs entspricht noch am ehesten dem allgemein bekannten Klischee vom schlauen Fuchs. Dagegen zeigt das Kapitel Der überlistete Fuchs, dass es auch einmal anders ausgehen kann und der hier vielleicht nur vermeintlich Kluge nicht immer die Oberhand behält. Der dankbare Fuchs revanchiert sich für erwiesene Wohltaten. Der gestaltwandelnde Fuchs müsste eigentlich den Titel „Die gestaltwandelnde Füchsin“ tragen, da die hier versammelten, vielfach aus Ostasien stammenden Märchen meist von einer Beziehung zwischen einem Mann und einer Fuchsfrau in Menschengestalt handeln, wohingegen heiratswillige Fuchsmänner es offenbar seltener auf Menschenfrauen abgesehen haben. Der unsterbliche Fuchs schließlich ist eher eine Art Coda als ein vollgültiges Kapitel, ist hier doch nur eine einzige Geschichte um einen zauberkundigen Fuchs enthalten, der zunächst von einem Menschen seiner Magie beraubt wird, am Ende aber doch triumphiert. Ein Quellenverzeichnis mit Hinweisen auf die Fälle, in denen Texte überarbeitet worden sind, rundet den Band ab. In ihrem Vorwort bieten die Herausgeber einen knappen Überblick über Kultur- und Literaturgeschichte des Fuchses, um dann die Gliederung ihrer Märchensammlung zu erläutern und mit wenigen Worten die einzelnen Texte vorzustellen.
Deutlich wird dabei sowohl im kurzen Sachteil als auch in den Märchen selbst, dass der Fuchs unabhängig davon, ob man ihm nun mit Wertschätzung oder mit Misstrauen begegnet, vor allem ein Tier ist, dem im volkstümlichen Erzählen über seine Listigkeit hinaus magische Kräfte zugeschrieben werden. Manche davon – so etwa die Fähigkeit, sich in einen Menschen zu verwandeln – tauchen sogar kulturübergreifend in Geschichten aus verschiedensten Weltgegenden auf. Genauso unabhängig von der geographischen Herkunft eines Märchens ist offensichtlich auch die Moral, sich tunlichst mit Füchsen gutzustellen, denn abgesehen von den seltenen Fällen, in denen ein Mensch sich als noch schlauer als ein Fuchs erweist, bedeutet es Ärger, es sich mit den Tieren zu verscherzen, während ihre Dankbarkeit, Freundschaft oder gar Liebe sich als sehr nützlich erweisen kann.
Doch auch wenn man keine Motivstudien betreiben möchte, liest sich die bunte Mischung von Fuchsgeschichten aus aller Herren Länder unterhaltsam und vergnüglich. Allen Fuchsfans und Märchenbegeisterten sei sie hiermit also ans Herz gelegt.
Sabine Lutkat, Wolfgang Schultze (Hrsg.): Märchen von Füchsen. Krummwisch bei Kiel, Königsfurt-Urania, 2017, 192 Seiten.
ISBN: 978-3-86926-071-7