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Lost Paradise

In ein Lost Paradise – ein verlorenes Paradies – verspricht die Kurzgeschichtensammlung von Annette van den Bergh einen zu führen, und vielleicht ist es angesichts dieses Glaubensinhalte evozierenden Titels kein Zufall, dass darin gerade 8 Texte versammelt sind, will man mit der christlich-mittelalterlichen Zahlensymbolik davon ausgehen, dass die 8  – als Zahl jenseits der 7 Tage der (Schöpfungs-)Woche – auf das Hinausgehen über das Gewohnte und Alltägliche, die Auferstehung und mithin den Neubeginn anspielt.

Freilich bekommt „Lost Paradise“ gleich in der ersten Geschichte Punkt am Horizont eine andere Bedeutung, denn dort ist es der Name eines Lokals, in dem – imaginiert oder real? – ein rauschhaftes Verhältnis mit durchaus surrealen Zügen ihren Anfang nimmt.

Eine Zweierbeziehung steht auch im Zentrum von Ein schöner Mund, wenn ein sogar sich selbst Unbekannter nach Gedächtnisverlust und Erkrankung auf der Quarantänestation eines Krankenhauses zu sich selbst zu finden versucht und jemand aus dem Pflegepersonal zu einem Rettungsanker in der verwirrenden Situation wird.

Sonne über Social Media dagegen befasst sich eher mit dem Umgang des Individuums mit der virtuellen Welt allgemein und wirft einen spöttischen Blick, von dem man sich durchaus ertappt fühlen kann, auf die Gewohnheiten und Rituale in den sozialen Medien.

Der Schrei führt allerdings wieder zwei Menschen zusammen, und das vor einem Posterdruck des titelgebenden Gemäldes in einer Berliner Bank. Aber kann eine Zweisamkeit, die vor einem so erschütternden Kunstwerk ihren Anfang nimmt, wirklich so problemlos und glatt verlaufen, wie es zunächst den Anschein hat?

In I tried to tell you wird das überbordende Herausbrechen negativer Emotionen nicht in ein Kunstwerk externalisiert, auch wenn es abermals um ein, wenn auch ganz anders geartetes, Paar geht und nebenbei auch noch Mobbing und der Kontrast zwischen Arbeits- und Privatleben eine Rolle spielen.

Das eingangs schon erwähnte Lokal „Lost Paradise“ kehrt im Nebensatz in Derweil eine Tat wieder, einer vielleicht als Gegenperspektivve zu Punkt am Horizont zu lesenden, düster-suizidalen Meditation über das Scheitern des Menschen an der Rolle als Schöpfer und Geschöpf einer oft unbarmherzigen Kultur.

Eine fehlt noch befasst sich, abermals im Kontext einer Paarbeziehung, mit dem Schreiben selbst und dem Konflikt zwischen Spielerischem und Strukturiertem, aber auch mit aktuellen Themen wie Corona und dem Ukrainekrieg und der Auswirkung dieser apokalyptisch anmutenden Krisen auf die Kreativität.

Mann und Frau – in diesem Fall ein Ehepaar – sind auch die Protagonisten in Das Haus. Während die Ehe gründlich gescheitert ist, halten beide aus unterschiedlichen Gründen an dem Haus fest, als sie die Scheidung will. Was zur Zerrüttung der Ehe geführt hat und welche Sicht die Partner jeweils darauf haben, enthüllt sich rückblicksartig erst nach und nach.

Prägend für das gesamte Buch ist ein ganz eigener Stil, der einen – mal umgangssprachlich, mal poetisch – in einen Strudel aus erlebter Rede und Empfindungen zieht, hinter dem man sich das äußere Geschehen, das diese Reaktionen des jeweiligen Ich-Erzählers (der nur der letzten Geschichte fehlt) auslöst, oft erst allmählich zusammenreimen muss. Gewürzt mit einem Schuss magischen Realismus liest sich das an vielen Stellen beunruhigend bis verstörend, gelegentlich trotz der vielen bedrückenden Elemente auch verblüffend leichtfüßig, lässt einen aber auf alle Fälle nicht kalt. Immer wieder werden dabei Verbindungen zu bildenden Künstlern – ob nun Munch oder van Gogh – gezogen, so dass die Worte nicht allein stehen, sondern zumindest im Hinterkopf immer wieder auch berühmte Gemälde evozieren. Ein weiteres wiederkehrendes Motiv sind Tiervergleiche: Von Kater und Katze über Hai, Lamm und Krähe bis hin zum Schmetterling durchstreift so mancher Vertreter der Fauna diese beängstigende Gedankenwelt und macht menschliches Verhalten greifbarer.

Ein abschließender Hinweis noch: Trotz des englischen Titels handelt es sich um ein deutschsprachiges Buch, auf das sich bei Interesse also auch alle, die nicht gern in Fremdsprachen lesen, unbedenklich einlassen können.

Annette van den Bergh: Lost Paradise. Short Stories. Norderstedt, BoD, 2022 (E-Book).
ISBN-13: 978-3-7568-6838-4


Genre: Anthologie

17-Silben-Krimis

Unter einem Krimi stellt man sich meist einen Roman oder doch zumindest eine komplette Geschichte vor (ob nun in schriftlicher Form oder – wie bei den zahlreichen Krimis in Film und Fernsehen – in einem anderen Medium). Dass es auch kürzer geht, beweist Heike Baller in 17-Silben-Krimis, ihrem frisch erschienenen dritten Haiku-Band.

Die Bücher "Mein Jahr in Haiku", "Stadt-Natur" und "17-Silben-Krimis" von Heike Baller liegen auf einem beigefarbenen Hintergrund.

Nicht nur das Thema ist ein anderes als in Mein Jahr in Haiku und Stadt – Natur mit ihren philosophischen Natur- und Zivilisationsbetrachtungen. Heike Baller hat, wie sie im Nachwort erläutert, auch noch einmal überdacht, was die Gedichtform Haiku für sie eigentlich ausmacht, und löst sich von dem strengen Silbenschema 5 – 7 – 5 in den drei Versen, da es das japanische Vorbild gar nicht widerzuspiegeln vermag. Wichtig sind ihr jetzt nur noch, wie der Titel schon ahnen lässt, die siebzehn Silben pro Gedicht – und diese Kurzlyrik, wieder gewohnt minimalistisch mit nur einem Gedicht pro Seite und gelegentlich mit einer ebenfalls ganzseitigen Foto-Illustration präsentiert, hat es diesmal in sich.

Wie es sich für Krimis gehört, wird hier gemordet, teils mit so absurd kreativen Methoden, dass es schon fast wieder witzig ist (wenn eine Apnoe-Taucherin zuschlägt, es den Priester mitten im Gottesdienst erwischt oder ein Dekorationsstück endlich seiner eigentlichen Bestimmung als Waffe dienen darf), oft aber auch bitterernst und nachdenklich stimmend, wenn es Opfer wie Obdachlose, Kranke oder Pflegebedürftige trifft, die ohnehin schon zu den Hilflosesten der Gesellschaft gehören. Hier werden in wenigen Worten Szenarien heraufbeschworen, die Ängste ansprechen, die wohl jeder Mensch – ob nun eingestanden oder nicht – mit sich herumträgt, und wirken lange nach. Denkanstöße können Miniaturkrimis also ebenso gut liefern wie Naturgedichte.

Ohnehin besteht ein besonderer Kunstgriff dieser Haiku-Sammlung darin, den Krimi oft nur im Kopf stattfinden zu lassen und gar nicht explizit zu sagen, was genau geschehen ist. Perfekt zeigt sich dieses Vorgehen etwa bei dem Gedicht auf S. 49:

Das Handy klingelt.
Ins Leere, am offnen Fenster
im zehnten Stock.

Nüchtern betrachtet erfährt man hier so gut wie nichts über die Situation und ihre Hintergründe, aber beim Lesen fügt man in Gedanken natürlich sofort einen Fenstersturz aus großer Höhe und die traurige Vermutung, dass es hier nicht um einen Unfall geht, hinzu.

Doch keine Sorge: Nicht jeder Dreizeiler suggeriert oder bestätigt einen tödlichen Ausgang des Geschehens. Man bekommt es auch mit einem Schmuckdiebstahl, einer fiesen Katzen-Entführung und einem betrügerischen Galeristen zu tun, daneben auch immer wieder mit Historischem und Humoristischem.

Wie gewohnt erweist sich Heike Baller als Meisterin des Sprachspiels (wenn etwa „Streitende“ auf ein unschönes „Streit-Ende“ zusteuern) und der unerwarteten Pointen und Brüche. Durfte in ihren früheren Haiku schon einmal ein Müllwagen die idyllische Naturstimmung ruinieren, wird auch hier oft der zunächst erweckte Eindruck konterkariert, teils sehr boshaft und schwarzhumorig, so dass man mit etwas schlechtem Gewissen lacht, teils aber auch durch ein jähes Kippen ins Unblutige und Unschuldige, wenn sich nach düster aufgebauter Spannung die Situation im letzten Vers als viel harmloser als gedacht erweist.

Das alles ist ein großes Lesevergnügen, das einen immer wieder über den gekonnten Einsatz der Worte und die überbordende Ideenfülle dahinter staunen lässt, aber keines, das man unbedingt in einem Zug verschlingen muss. Viel mehr Spaß macht es wie schon bei den früheren Bänden, die Haiku häppchenweise zu genießen und ihnen die genauere Betrachtung zu gönnen, die sie verdient haben.

Auf alle Fälle hofft man nach der Lektüre, dass dieses dritte Haiku-Buch nicht das letzte war, sondern irgendwann mit einer genauso furiosen Fortsetzung, zu welchem Thema auch immer, zu rechnen ist.

Heike Baller: 17-Silben-Krimis. 60 nicht nur blutige Haiku. Norderstedt, BoD, 2023, 74 Seiten.
ISBN: 978-3-7347-0650-9

 


Genre: Anthologie

Die Vergebung der Sünden

Das hier besprochene Buch ist Teil einer Reihe. Die Rezension des ersten Bandes ist hier zu finden.

Pfarrer Sidney Chambers ist eigentlich mehr als ausgelastet damit, seinen Beruf und das Familienleben mit Ehefrau Hildegard und Töchterchen Anna unter einen Hut zu bringen, aber der nächste Kriminalfall, in dem sein Scharfsinn als Ermittler gefragt ist, findet ihn ganz ohne sein Zutun: In Grantchester erscheint völlig aufgelöst ein Musiker und bittet um Kirchenasyl. Angeblich ist er am Morgen in einem Hotelzimmer neben seiner offenkundig erstochenen Ehefrau erwacht, kann sich aber nicht erinnern, ob er sie getötet hat oder nicht. Als Sidney und sein alter Freund, Inspector Geordie Keating, den vermeintlichen Tatort in Augenschein nehmen, erwartet sie eine Überraschung, denn von einer Leiche oder anderen Hinweisen auf eine Bluttat fehlt jede Spur. Nach einigen Verwicklungen wird aber tatsächlich eine Frau aus dem Umfeld des Musikers tot aufgefunden – allerdings nicht die, mit der er verheiratet ist …

Die Vergebung der Sünden ist natürlich ein Thema, das einen Geistlichen immer beschäftigen sollte, aber nicht jeder trägt so engagiert wie Sidney Chambers dazu bei, dass eine weltliche Sühne erfolgt. Wie gewohnt erzählt James Runcie auch in diesem Band um den Kirchenmann als Detektiv eine Reihe mehr oder minder in sich abgeschlossener Fälle, die durch eine gut zwei Jahre umspannende Hintergrundhandlung um Sidneys Privatleben und die beruflichen Veränderungen (samt Umzug), die eine Beförderung für ihn mit sich bringt, zusammengehalten werden. Typische Krimis sind nicht alle der sechs Geschichten: So geht es nur manchmal primär um die Aufklärung eines Mordes oder sonstigen Verbrechens, während in anderen Fällen relativ schnell klar ist, was sich abgespielt hat, und die sich daraus ergebende Situation bewältigt werden muss. Die Themen sind dabei in diesem Band ziemlich düster, so dass einem einige der Episoden sehr an die Nieren gehen. Beispielsweise werden Sidney und Hildegard zu einem Jagdwochende eingeladen, bei dem sich die Gastgeberin als Opfer häuslicher Gewalt erweist, aufgrund ihrer streng katholischen Überzeugungen aber gar nicht aus ihrer fürchterlichen Ehe ausbrechen will. An anderer Stelle geht es um sexuellen Missbrauch an einer Privatschule und die verheerenden Folgen des von allen, die etwas unternehmen könnten, lange totgeschwiegenen Systems. Auch aufgrund trauriger Parallelen in der Realität lesen sich diese Passagen noch weitaus verstörender als der recht spektakuläre Mord, bei dem ein Mann von seinem eben in Anlieferung befindlichen Konzertflügel erschlagen wird.

Sidneys Freundschaft mit Geordie tritt in diesem Band etwas in den Hintergrund. Für Frotzleien, die fließend in echte Kritik übergehen, ist nun eher Hildegard zuständig, die durch ihren Beruf als Pianistin und Klavierlehrerin auch einen der Anknüpfungspunkte für die immer wieder eingeflochtenen Exkurse in Kunst und Kultur bildet. Mit thematisch etwas anderem Schwerpunkt gilt das auch für Sidneys alte Freundin, die Kunsthistorikerin Amanda Kendall. Diese erhält nicht nur Drohbriefe und arrangiert eine Bildungsreise nach Florenz, auf der Sidney unter Diebstahlsverdacht gerät, sondern feiert auch ihre Hochzeit, was Sidney mit der Frage konfrontiert, ob er nicht doch noch mehr für sie empfindet, als es sich für einen verheirateten Mann eigentlich gehört. Die Figuren schon aus früheren Geschichten zu kennen, ist übrigens ganz hilfreich, da James Runcie mit den Charakterisierungen eher sparsam bleibt und nicht unbedingt ausführlich rekapituliert, wie bestimmte Konstellationen zustandegekommen sind.

Gewünscht hätte man dem Band ein gründlicheres inhaltliches Lektorat, weil hier und da kleine Kontinuitätsfehler auftreten (z. B. scheinen Sidney mehrfach Informationen, über die er schon verfügt, zu entfallen, ohne dass dies als absichtliche Schilderung von Vergesslichkeit oder Unaufmerksamkeit kenntlich gemacht wäre, und Amanda wird auch Monate nach ihrer Hochzeit von Bekannten noch als „Miss Kendall“ angesprochen). Stilistisch liest sich die Übersetzung von Renate Orth-Guttmann aber angenehm, und auch insgesamt bildet die Mischung aus Spannung, Sozialkritik, Humor und philosophischen Momenten keine schlechte Lektüre, obwohl es schöner gewesen wäre, wenn Runcie manchen seiner Figuren mehr Raum gelassen hätte, sich zu entfalten.

James Runcie: Die Vergebung der Sünden. Sidney Chambers ermittelt. 2. Aufl. Hamburg, Atlantik (Hoffmann und Campe), 2020, 368 Seiten.
ISBN: 978-3-455-00548-6

 

 


Genre: Anthologie, Erzählung, Roman

The Christmas Collection

Der Titel ist Programm: In The Christmas Collection bietet die vielseitige Autorin und Hugo-Preisträgerin Cora Buhlert ein Potpourri von Weihnachtsgeschichten unterschiedlicher Länge, das quer durch die beliebtesten Genres der Unterhaltungsliteratur führt, von Romance über Fantasy, Horror und Krimi bis hin zu Science Fiction.

Den Anfang machen fünf in der realen Welt angesiedelte Liebesgeschichten. Drei davon greifen ineinander, da sie alle im selben amerikanischen Einkaufszentrum, der Hickory River Mall, spielen. In der warmherzigen kleinen Meet-Cute-Geschichte Christmas Gifts besorgt Protagonist Tim auf die letzte Minute ein Geschenk für seine Mutter. Es zu verpacken erweist sich als wahre Herausforderung, aber zum Glück naht unerwartete Hilfe, aus der sich rasch mehr ergibt.

Etwas zynischer setzt Christmas Shopping with a Broken Heart ein. Nachdem ihr Freund ihr jäh den Laufpass gegeben hat, bricht Hannah, tief enttäuscht, zu Weihnachtseinkäufen auf. Im Gedränge kommt es zu einem spektakulären Zusammenstoß – und der hat Folgen.

Länger und in nach Weihnachtssongs benannte Kapitel gegliedert ist Christmas at Hickory Mall: The Crappiest Christmas Ever. Während die Studentin Jessica nach dem Scheitern der Ehe ihrer Eltern auf die letzte Minute ein eigenes Weihnachtsfest fernab der Familie zu organisieren versucht, trauert Weihnachtsbaumverkäufer Matt besseren Zeiten nach, und natürlich treffen die beiden aufeinander.

Christmas Eve at the Purple Owl Café führt dagegen auf die andere Seite des Atlantiks. Im zur Abwechslung einmal verschneiten Norddeutschland weigert die junge Katie sich zum ersten Mal, den Heiligabend mit der wenig liebenswerten Verwandtschaft zu verbringen. Doch statt trübsinniger Einsamkeit hat das ungewöhnliche Weihnachten unverhofft doch noch nette Gesellschaft für Katie zu bieten.

Nicht weit entfernt spielt auch Driving Home for Christmas. Auf dem Weg von Münster nach Hamburg hat die Studentin Laura am Heiligabend eine Autopanne. Als dann auch noch ihr Handy versagt, scheint die Lage ernst, aber auf dem Parkplatz, auf dem ihr Wagen liegengeblieben ist, ist sie vielleicht doch nicht so allein, wie sie erst geglaubt hat.

Eine winterliche Romanze fehlt auch in The Bakery on Gloomland Street nicht, aber hier geht es deutlich phantastischer zu als in den fünf vorhergehenden Texten: Rachel Hammersmith übernimmt eine kleine Bäckerei im ewig nebligen Hallowwind Cove, ohne beim Namen der Vorbesitzerin Marie Percht schon Böses zu ahnen, bekommt es aber dann in der Adventszeit mit dem Krampus höchstpersönlich zu tun – denn der ist, wie sich herausstellt, nur auf sehr spezielle Art zu besänftigen (die bei einem deutschen Lesepublikum – je nach regionaler Herkunft – durchaus Kindheitserinnerungen wecken dürfte).

Überwiegend fern der Menschenwelt (und hoffentlich in einem anderen Universum als der vorherige Text) ist Revolt at the North Pole angesiedelt, eine Geschichte, um die Weihnachtsmannfans, die sich das Bild eines gütigen alten Mannes erhalten wollen, lieber einen großen Bogen machen sollten: Die Weihnachtselfen wollen sich nicht länger von Santa Claus ausbeuten lassen, aber ohne Verbündete können sie den Aufstand nicht wagen. Während manche überredet werden müssen, schließt sich unversehens auch ein sehr unwahrscheinlicher Helfer der Revolte an, und Dramatisches geschieht, bevor auch nur ans alljährliche Geschenkeausliefern gedacht werden kann.

Eindeutig düstere Aspekte hat Weihnachten auch in Witchfinders: The Solstice Horror, und das nicht nur, weil die Geschichte vor dem Hintergrund der Hexenverfolgung im Neuengland des späten 17. Jahrhunderts spielt. Der junge Puritaner Matthew Goodson, unlängst noch Lehrling gefürchteter Hexenjäger, ist mit der Hexe Grace Pankhurst auf der Flucht vor seinen ehemaligen Meistern. Doch in dem Wald, den sie durchqueren müssen, um ihren Verfolgern zu entgehen, lauert ein nicht minder gefährliches Wesen, das ausgerechnet im tiefsten Winter aktiv zu werden pflegt.

Zurück in ein Setting ohne übernatürliche Elemente führt A Bullet for Father Christmas. Kurz vor Weihnachten liegt ein Mann im Weihnachtsmannkostüm erschossen in einem Juwelierladen – getötet angeblich von seinem Komplizen bei einem Raubversuch. Der Fall stellt Detective Inspector Helen Shepherd zunächst vor ein Rätsel, aber vielleicht noch schwieriger ist die Frage zu klären, wo sie das besondere Spielzeug auftreiben soll, das ihre kleine Nichte sich von ihr wünscht.

Helen Shepherd hat einen zweiten Auftritt in Santa’s Sticky Fingers und muss auf einem nach deutschem Vorbild gestalteten englischen Weihnachtsmarkt auf die Jagd nach Taschendieben gehen. Während von den Marktbeschickern wüste Verdächtigungen über vermeintlich kriminelle Osteuropäer und den örtlichen Obdachlosen geäußert werden, führen Helens Nachforschungen bald auf eine ganz andere Spur. Ein spezielles Geschenk für ihre Nichte aufzutreiben, ist allerdings auch diesmal wieder eine echte Herausforderung.

Durchaus kriminell geht es auch in The Silencer: St. Nicholas of Hell’s Kitchen zu, allerdings nicht in England, sondern in New York der 1930er Jahre. Richard Blakemore führt dort ein Doppelleben als Pulp-Autor und als sein eigener literarischer Held, der geheimnisvolle „Silencer“, der gegen das Verbrechen kämpft. Als er auf der Flucht vor Verfolgern in ein Kinderheim gerät und erfährt, dass es durch die Machenschaften skrupelloser Immobilienhaie von der Schließung bedroht ist, kann er natürlich nicht untätig bleiben.

The Tinsel-Free Christmas Tree  ist nicht nur eine Satire auf erklärungslastige Science Fiction, die unbeholfen alles und jedes übergenau zu erläutern versucht, sondern bedient sich geschickt einer ähnlichen Erzähltechnik wie die bekannte Kurzgeschichte Despoilers of the Golden Empire: Durch exotisch anmutende, wenngleich korrekte Bezeichnungen wird ein eigentlich sehr alltäglicher Ehekrach zu einer höchst grotesken Diskussion, und der Name des Paares, das sich hier über seinen Weihnachtsbaum in die Haare gerät, bleibt nicht die einzige Anspielung auf Loriot.

Völlig schräg wird es in The Robot Turkey Apocalypse, einer humoristischen Horrorstory, in der das Ende der Welt ausgerechnet durch aus dem Nichts auftauchende Robotertruthähne mit mörderischen Absichten eingeläutet wird.

Wesentlich friedlichere Verhältnisse herrschen in A Year on Iago Prime: Christmas on Iago Prime, aber zufrieden ist die kleine Libby trotzdem nicht: Als Tochter eines Wissenschaftlerpaares ist sie gezwungen, Weihnachten fern des heimatlichen Boston in der Weltraumkolonie Iago Prime zu verbringen, wo sie sich als einziges Kind unter Erwachsenen tödlich langweilt. Als sich abzeichnet, dass es hier nicht einmal einen richtigen Weihnachtsbaum geben wird, kann wohl nur noch eines helfen: eine Nachricht an Santa Claus.

Wie der Titel schon ahnen lässt, ist die Ausgangslage in Christmas after the End of the World um einiges unersprießlicher: Hier versucht die dreizehnjährige Natalie, ihrem kleinen Bruder Liam, Findelkind Olivia und Hund Bud ein schönes Weihnachten unter postapokalyptischen Bedingungen zu ermöglichen. Damit, dass sie alle ein Weihnachtswunder erleben werden, rechnet sie allerdings nicht.

Cora Buhlert schreibt humorvoll, routiniert und oft sozialkritisch, mit souveräner Genrekenntnis und gelegentlich einem Schuss Nostalgie, aber auch reichlich (Selbst-)Ironie. So bieten ihre Texte neben den eigentlichen Geschichten einen bunten Anspielungsstreifzug durch die Popkultur, auch in Form vieler Witze in der Namensgebung (so taucht z. B. in einem der Krimis gewiss nicht ohne Grund ein gewisser Jürgen Roland auf), und sind mit einprägsamen sprachlichen Bildern gespickt (aber in welcher Geschichte genau etwas like the aftermath of a Visigoth raid aussieht, wird hier selbstverständlich nicht verraten).

Außerdem gerät nicht aus dem Blick, dass nicht für alle Menschen um diese Jahreszeit ein christliches oder auch nur säkularisiertes Weihnachtsfest wichtig ist; so schiebt in der Hickory River Mall Barista Mohammad auch am Heiligabend Dienst wie üblich, während in anderen Geschichten Chanukka und pagane Winterbräuche Erwähnung finden. Aber ganz egal, welcher Feiertag genau nun begangen wird: für liebevoll beschriebene kulinarische Genüsse ist immer gesorgt, und so ist ein garantierter Nebeneffekt der Lektüre, dass man beim Lesen Appetit auf alles Mögliche von Weckmännchen über Kekse bis hin zu Glühwein bekommt.

Aufgrund der Fülle abgedeckter Genres ist in der Sammlung wirklich für so gut wie jeden Geschmack etwas dabei. Wer in der Advents- und Weihnachtszeit zur Ablenkung von Stress und Hektik entspannende und unterhaltsame Lektüre sucht, die sich häppchenweise zwischendurch oder auch am Stück prima weglesen lässt, kann mit The Christmas Collection also nicht viel falsch machen.

Cora Buhlert: The Christmas Collection. Bremen / Stuhr, Pegasus Pulp Publications, 2021 (E-Book, PDF-Fassung 226 Seiten).
ISBN: 978-1-393-38370-3


Genre: Anthologie, Erzählung

Stadt – Natur

Drei kurze Verse, wie spontan hingeworfen, aber immer durchdacht und voller Esprit – das sind Heike Ballers Haiku, kleine Gedichte nach japanischem Vorbild. Nachdem im letzten Sommer mit Mein Jahr in Haiku die erste Sammlung dieser zarten Poesie mit Tiefgang erschienen ist, folgt nun mit Stadt – Natur der zweite Band.

Der Titel (der den Gegensatz zwischen Stadt und Natur ebenso evoziert wie den Begriff der Stadtnatur) verrät es schon: Heike Baller ist eine begnadete Wortspielerin mit viel Gefühl für sprachliche Zwischentöne. Mehrdeutigkeiten und Assoziationen weiß sie gekonnt einzusetzen, wie etwa dieser Blick ins Buch zeigt:

Blick in das Buch "Stadt - Natur" von Heike Baller (S. 18-19)

Blick ins Buch: Heike Baller: „Stadt – Natur“, S. 18 – 19

Bei der so herrlich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten vermengenden „heruntergekommenen Wolke“ (S. 19) allein bleibt es nicht. Zweimal hinlesen muss man auch bei den oft in unerwartetem Kontext pointiert benannten Kontrasten zwischen Tod und Leben, Stehenbleiben und Vorbeilaufen, aber vor allem eben immer wieder auch Stadt (bzw. Zivilisation allgemein) und Natur.

Dieses Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander, das ihre auf täglichen Spaziergängen am Stadtrand gemachten Beobachtungen prägt, in ihren Haiku einzufangen, ist laut Vorwort auch Heike Ballers erklärtes Ziel, und es gelingt ihr gut. Gerade ihr Talent, Naturphänomene in sehr menschliche Begriffe zu fassen und umgekehrt Menschengemachtes auf eine Art zu bechreiben, die einen erst einmal an Natürliches denken lässt, lässt einen oft aufmerken und den gewohnten Blick auf die Dinge hinterfragen.

Daneben gibt es aber auch rein poetische Momente zum Schwelgen, oft eingefangen in liebevollen Wortschöpfungen: „Lichttupfenbestreut“ (S. 37) zeigen sich Wolken, während ein Baum „moosummantelt“ (S. 21) ist, und dem, der hinzusehen weiß, bietet sich eine „Fernblicksillusion“ (S. 24), wenn nicht gerade „das Nebel-Nichts“ (S. 45) alles verhüllt. Besonders sind es immer wieder die differenziert in all ihren Schattierungen geschilderten Farben, die auch dann Bilder heraufbeschwören, wenn das jeweilige Gedicht gerade nicht durch eines der schönen Fotos illustriert wird, die auf manchen Seiten die Haiku begleiten und ergänzen. Das „Kopfkino“ (S. 23) läuft auf alle Fälle nicht nur bei der Dichterin, sondern auch bei denen, die ihre Texte auf sich wirken lassen.

Einlullen lassen sollte man sich davon aber nicht, denn die Erwartung, ein stimmungsvolles Naturbild unverfälscht genießen zu können, wird oft genug enttäuscht (clever gemacht etwa in der „Farbharmonie mit Herbstlaub“, S. 12, deren Quell alles andere als romantisch ist). So bietet der Streifzug in 60 Haiku quer durch die Jahreszeiten immer wieder Überraschungen, und man kann sich blendend damit unterhalten, das Buch in einem Abend zu verschlingen. Eigentlich aber haben die schönen Miniaturgedichte es verdient, dass man noch häufiger zu ihnen greift und sich geduldiger auf sie einlässt, denn interessant genug für ein zweites, drittes oder viertes Lesen (und Durchdenken) sind sie allemal.

Heike Baller: Stadt – Natur. Norderstedt, Books on Demand, 2022, 76 Seiten.
ISBN: 978-3-7557-7824-0

Wer gern mehr über die Hintergründe von Heike Ballers Haiku erfahren möchte, findet hier ein Interview, das ich vor einiger Zeit mit ihr geführt habe.

 

 

 


Genre: Anthologie

Der Schatten des Todes

Sidney Chambers ist anglikanischer Pfarrer im Dorf Grantchester in der Nähe von Cambridge und könnte dort eigentlich ein beschauliches Leben führen, um sich – man schreibt das Jahr 1953 – von seinen Kriegserlebnissen zu erholen. Doch nach der Beerdigung eines Anwalts sucht ihn die heimliche Geliebte des Verstorbenen auf und vertraut ihm an, dass sie überzeugt ist, dass der Mann ermordet wurde. Und ein Pfarrer, mit dem man offen reden kann, ist doch wohl der ideale Ermittler, um ihrem Verdacht nachzugehen? Sidney zieht dann doch lieber seinen Freund von der Polizei, Inspector Geordie Keating, zurate, der erst nicht an ein Verbrechen glauben will – nur, um bald eines Besseren belehrt zu werden. Das ist für den jungen Geistlichen der Auftakt zu einer ungeahnten Detektivkarriere …

Der Schatten des Todes enthält sechs Kurzkrimis, nimmt aber in gewisser Weise eine Zwischenstellung zwischen Roman und Geschichtensammlung ein, da die einzelnen kleinen Erzählungen, chronologisch angeordnet und auch über den Protagonisten hinaus durch wiederkehrende Figuren eng miteinander verflochten, eine übergreifende Hintergrundhandlung haben. Durch die im Buch schon angelegte Serienstruktur waren Sidney Chambers‘ Abenteuer natürlich für eine Fernsehverfilmung prädestiniert. Wer – wie die Rezensentin – erst durch die TV-Serie Grantchester überhaupt auf James Runcies Geschichten um den neugierigen Pfarrer aufmerksam geworden ist, wird allerdings eine Überraschung erleben, denn abgesehen vom ersten Fall, der denselben Titel wie das ganze Buch trägt, sind die Abweichungen zwischen dem Original und der Adaptation nicht nur inhaltlich beträchtlich.

Während in Grantchester bei allem immer wieder aufblitzenden Humor Dramatik und sozialkritische Aspekte betont werden, fehlen diese zwar auch im Buch nicht, wirken aber weniger plakativ. Runcie schreibt eher im Tonfall eines klassischen englischen Krimis irgendwo zwischen Agatha Christie und Dorothy L. Sayers, aber mit viel Augenzwinkern, Selbstironie und auch Nachdenklichkeit. Nicht jede Episode handelt dabei von einem Todesfall (auch wenn selbstverständlich mehrere Mörder ihr Unwesen treiben): Manchmal verschwindet auch nur etwas Wertvolles wie etwa ein Verlobungsring oder ein Gemälde und muss wieder aufgespürt werden. Gelegentlich führt ein Ausflug nach London auch einmal aus dem – wenn auch nicht ungetrübten – dörflichen Idyll fort.

Wie es sich für einen anständigen Detektiv gehört, hat Sidney Chambers natürlich auch ein Umfeld aus mehr oder minder schrägen Typen (vom Hilfsgeistlichen mit Faible für Philosophie und russische Literatur bis hin zur resoluten Haushälterin, die ihren verschollenen Ehemann noch am Leben wähnt, weil er sich in spiritistischen Sitzungen partout nicht kontaktieren lassen will). Zwei recht gegensätzliche Damenbekanntschaften garantieren dem Pfarrer ein interessantes Privatleben, und wie er zwischen Liebeswirren und Verbrechensaufklärung auch noch zu einem Hund kommt, liest sich vergnüglich und sympathisch.

Wer bei seiner Lektüre ständig atemlose Aufregung braucht, wird sie hier eher nicht finden (obwohl es durchaus sehr spannende Passagen gibt), aber alle, die Freude an Krimiunterhaltung in bester Genretradition haben und beim Lesen gern auch etwas ins Schmunzeln kommen, können sich hier ein paar entspannte Stunden in der englischen Nachkriegszeit gönnen.

James Runcie: Der Schatten des Todes. Sidney Chambers ermittelt. Hamburg, Atlantik (Hoffmann & Campe), 2. Aufl. 2017, 416 Seiten.
ISBN: 978-3-455-00045-0


Genre: Anthologie, Roman

Mein Jahr in Haiku

5 – 7 – 5: Das ist das Silbenschema im Haiku, einer kurzen Gedichtform japanischen Ursprungs, die sich aber inzwischen auch im Westen wachsender Beliebtheit erfreut. Thematisch befassen sich Haiku oft mit Naturbeobachtungen in Form von Momentaufnahmen, die eine bestimmte Jahreszeit andeuten.

Diesen formalen und inhaltlichen Kriterien bleibt auch Heike Baller in ihrem frisch erschienenen Gedichtband Mein Jahr in Haiku treu. Vom Vorfrühling über Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter bis zur Rückkehr der ersten Schneeglöckchen führen ihre Haiku durch ein ganzes Jahr, und vielleicht ist es gar keine schlechte Idee, das Büchlein auch tatsächlich Stück für Stück im Jahreslauf zu lesen und sich alle paar Tage mit einem der Dreizeiler einen Moment des Innehaltens zu gönnen.

Dass jeweils nur ein einziges Gedicht auf den quadratischen Seiten steht, unterstreicht, dass jedes Haiku ungeteilte Aufmerksamkeit verdient hat und zum flüchtigen „Weglesen“ viel zu schade ist. Einzelne Seiten sind aber auch durch zu den Gedichten passende Fotos illustriert, die zeigen, was zu dem jeweiligen Haiku inspiriert haben könnte.

Aufgeschlagenes Buch "Mein Jahr in Haiku"

Ein Blick ins aufgeschlagene Buch (Heike Baller: Mein Jahr in Haiku, S. 26 / 27)

Was so schlicht, fast minimalistisch gestaltet ist, hat es aber in sich, denn die Betrachtung von Flora und Fauna ist bei Heike Baller selten bloße Kontemplation, sondern meist entweder mit augenzwinkerndem Humor gewürzt oder mit nie auf-, aber immer eindringlicher Kritik am rücksichtslosen Umgang des Menschen mit der Natur aufgeladen. Vor allem sind ihre Haiku also eines: sprachlich elegant formulierte Denkanstöße.

Die können poetisch sein, wenn von „grünsamtenen Füßen“ (S. 24) die Rede ist oder „winterwindgezauste Wolkenberge“ (S. 59) sich auftürmen, aber es kann auch einmal heftiger zur Sache gehen, wenn „Päoniensex“ (S. 25) vorbereitet wird oder unerwartet „fifty shades of grey“ (S. 42) über einen hereinbrechen. Gelegentlich wird man auch herrlich in die Falle gelockt (wie beim „Frostvollmond“ auf S. 67, mit dem es etwas ganz anderes auf sich hat, als man erwarten könnte). Auch literarische Anspielungen, etwa auf Ringelnatz, finden sich, was bei einer Buchbloggerin und Lyrikexpertin als Dichterin nicht überrascht, aber viel Freude macht.

Ein kleines Nachwort, das nicht nur die Besonderheiten des Haiku erläutert, sondern auch den ebenso scharfen wie liebevollen Blick der Autorin auf Kleinigkeiten am Wegesrand näher erklärt, rundet das Buch ab. Sich von Heike Baller auf ihren literarischen Spaziergang durch alle Jahreszeiten mitnehmen zu lassen, kann also nur empfohlen werden.

Heike Baller: Mein Jahr in Haiku. Norderstedt, BoD (Books on Demand), 2021, 72 Seiten.
ISBN: 978-3754327364


Genre: Anthologie

Urban Fantasy: Going Intersectional

Das Konzept der Intersektionalität beschreibt die Tatsache, dass Personen oft nicht nur einer einzigen marginalisierten Gruppe angehören, sondern in unterschiedlichen Aspekten ihres Daseins mehreren Diskriminierungserfahrungen gleichzeitig ausgesetzt sind, die sich überschneiden und potenzieren. Gerade in der deutschen Fantasy wird diesem Blickwinkel nur vereinzelt Beachtung geschenkt – ein Manko, gegen das sich Aşkın-Hayat Doğan und Patricia Eckermann mit der von ihnen herausgegebenen umfangreichen Anthologie Urban Fantasy: Going Intersectional wenden.

Der erste Beitrag überzeugt allerdings nur bedingt. Isabella von Neissenau überträgt in Die Prinzessin, in der die Titelfigur die Hintergründe des Todes ihrer Schwester erforscht, durchaus geschickt das alte Motiv, dass man in manchen magisch aufgeladenen Situationen das Geschlecht seines Gegenübers richtig einschätzen sollte, in den Transgender-Bereich. Daraus wird aber leider eine reichlich blutrünstige und finstere Geschichte, die noch dazu die deprimierende Moral bereithält, dass man im Leben doch nicht voll als das anerkannt wird, was man ist, sondern bestenfalls im Sterben eine kleine Bestätigung erhalten kann.

Vordergründig ebenfalls düster, aber von der Grundstimmung her doch wesentlich hoffnungsvoller ist James A. Sullivans sehr berührender Beitrag Die letzte Heimkehr. Zwar führen hier nicht nur Hautfarbe, Geschlecht und Armut zur Diskriminierung einer Einwanderin in Irland, sondern auch noch übernatürliche Aspekte ihrer Identität (Gargoyles haben es nicht leicht – und ihre noch mythischeren Freundinnen auch nicht!), aber trotz aller Angriffe und Härten, denen sich die mit einer starken Stimme versehene Ich-Erzählerin ausgesetzt sieht, überwiegt letztlich das Lob auf Durchhaltevermögen und Zusammenstehen selbst unter widrigsten Umständen.

Annie Wayes Vegan für fortgeschrittene Tote fährt einiges an Veganer-, Schwulen- und Männlichkeitsklischees auf, um die abenteuerlichen Missgeschicke des Ich-Erzählers zu schildern, ist aber dafür, dass es, durchaus mit Ekelfaktor, um Zombies geht, ungeahnt witzig.

Die intensive nächste Geschichte, Das Innerste der Welt von Lena Richter, lässt jedoch wieder eine beklemmendere Stimmung aufkommen. Die Protagonistin – „die letzte Hexe von Berlin“ – hat nicht nur mit äußeren Härten zu kämpfen, sondern auch mit einer chronischen Krankheit, wobei die Erzählweise in der zweiten Person sie dem Lesepublikum als Identifikationsfigur in einem Ringen mit Erinnerungen an die ostdeutsche Vergangenheit und eine bewegte Familiengeschichte förmlich aufzwingt.

Aufmunternder und ziemlich liebenswert kommt Die Pirouette von Ilka Mella daher, in der ein ballettliebender Troll und die übergewichtige Tochter einer Tanzlehrerin beide ihre liebe Not damit haben, vorurteilsbeladene Angehörige davon zu überzeugen, sie nicht länger mit verletzenden Bemerkungen zu gängeln, sondern ihre Träume leben zu lassen. Das alles ist mit so viel Glauben an die Macht der Freundschaft und der Fähigkeit, sich selbst treu zu bleiben, erzählt, dass man der Geschichte schon fast verzeiht, dass der arme Protagonist „Francois“ ohne Cedille (ç) auskommen muss und bei den französischen Zitaten ein paar Accents fehlen.

Aşkın-Hayat Doğans Burkitty setzt mit einem provokanten Spiel mit Erwartungen ein, entwickelt sich dann aber zur flotten und actionreichen Superheldinnengeschichte, in der von Nazi-Raubkunst über einen optisch höchst interessanten Burkini bis hin zu den Tücken der Arbeitsteilung bei der Haushaltsführung mancherlei unter einen Hut gebracht wird, was man gewöhnlich nicht in ein und derselben Geschichte finden würde.

Ronja Schrimpfs Zuhause greift mit den Buschbränden in Australien ein aktuelles Thema auf und nutzt es am Beispiel einer der Katastrophe nur knapp entkommenen Gestaltwandlerin als Hintergrund für eine nachdenklich stimmende, aber zugleich hoffnungsvolle Geschichte um den früheren und heutigen Umgang der westlichen Welt mit Indigenen.

Robin Nayeli schildert in ZuneigungsFormen humorvoll in einem so authentisch umgangssprachlichen Plauderton, als würde einem die Geschichte am Telefon erzählt, die Nöte einer Legasthenikerin auf Jobsuche. Hätte man es als Mensch in der Situation schon schwer genug, sieht man sich als asexueller Sukkubus aber noch einmal vor ganz andere Probleme gestellt, für die sich allerdings am Ende doch noch eine originelle Lösung findet.

Anders als die überwiegende Mehrzahl der an der Anthologie Beteiligten wählt Oliver Kontny in Antimykotikum nicht die Perspektive einer selbst marginalisierten Person, sondern die eines machohaften Mannes, der zunächst gar nicht merkt, wie indiskutabel seine vermeintlich „normalen“ Überzeugungen sind. Der im Prinzip interessante Ansatz läuft aber auf eine etwas bizarre und in mehrerlei Hinsicht problematische Lösung hinaus, kann man sie doch auch so verstehen, dass die Ansicht des Erzählers, dass die Gender Studies eine Art Sekte sind, die sich die Zwangsbekehrung der Welt auf die Fahnen geschrieben hat, in gewisser Weise bestätigt wird.

Dagegen lädt Teresa Teskes menschlicher und warmherziger Beitrag Magiebegabt, 35F, in Ausbildung von Anfang bis Ende stimmig zum Mitempfinden ein. Die Hauptfigur bekommt nach langem Unverständnis ihrer Familie für ihre Kombination aus Bisexualität, psychischen Problemen und außer Kontrolle geratener Magie endlich eine Chance, sich beruflich zu beweisen, aber dabei kann so einiges schiefgehen …

Judith Vogt versetzt in Majas Queste das klassische Fantasymotiv der Weltenrettung durch eine Auserwählte in eine Stadt, die von einem übernatürlichen Nebel geplagt wird, der sich als Chiffre für die derzeitige Pandemiesituation lesen lässt. Für Maja, die das Down-Syndrom hat, und die Erzählerfigur in ihrer Begleitung wächst sich der Weg zum Supermarkt unversehens zum Abenteuer aus, in dem der Rat mitschwingt, sich nicht von der eigenen Angst aufhalten zu lassen, sondern die Dinge anzupacken.

Serenade und die Berge von Luna Day ist zwar nominell auch eine Kurzgeschichte, liest sich aber fast schon eher wie ein Romananfang und ist weniger tragisch, als die Thematik zunächst vermuten lässt: Die Titelheldin Serenade muss als Sirene Menschen deren Lebensenergie rauben, um selbst überleben zu können, nach einer Zufallsbegegnung tut sich ihr jedoch ein möglicher neuer Weg auf.

In Stefanie Hubers Platanendom wird das Berlin der Moderne in einer eher an magischen Realismus als an typische Fantasy gemahnenden Schilderung zur verstörenden Dystopie, die das Bewusstsein dafür schärft, bis zu welchem Grade Rassismus eine Art Alltagsgrundrauschen bildet, dem niemand entkommen kann – am allerwenigsten natürlich die davon Betroffenen.

Ein wenig aus dem Schema der Anthologie fällt Korallen von Marcel Lewandowsky und Schwartz, denn hier geht es nicht um intersektionale Diskriminierung, sondern um das immer tiefere Abgleiten eines in seiner gleichgesinnten Social-Media-Bubble gefangenen Verschwörungsgläubigen in eine radikale Weltsicht. Das liest sich sprachlich gelungen und zutiefst erschreckend, hat aber mit dem eigentlichen Thema eher am Rande zu tun.

Auch die folgende Geschichte, Jade S. Kyes Gezeiten, ist bedrückend, wenn auch auf andere Art. Hier wird anhand einer Konferenz von Menschen und magischen Wesen aus Sicht der Meerfrau Lorenna deutlich, wie oft es zwar Lippenbekenntnisse zur Beendigung von Diskriminierungen gibt, aber in Wirklichkeit nur von Marginalisierten erwartet wird, sich anzupassen, ja keine Einwände gegen ihre schlechte Behandlung zu erheben und trotz aller Kränkungen auf Abruf zu Hilfsdiensten bereitzustehen.

Amalia Zeichnerin greift in Kein Allheilmittel das in der Fantasy geläufige literarische Motiv auf, dass Übernatürliches – in diesem Fall die Verwandlung in einen Vampir – als Heilungsmethode für gänzlich unmagische Gebrechen in Erwägung gezogen wird. Doch die Hamburger Bibliothekarin, die als Ich-Erzählerin mit dem Gedanken spielt, sich so aus ihrer bipolaren Störung zu retten, hat nicht alles bedacht …

Auch Nora Bendzko spielt in Wünsch mir die Apokalypse mit bekannten Mustern. Von der magischen Schule bis hin zu einer Dreiecksbeziehung mit Werwolf und Vampir sind alle sattsam bekannten YA-Klischees dabei, werden aber nicht nur dadurch genüsslich auf den Kopf gestellt, dass die genretypische Weltrettung hier schon den Ausgangspunkt der Handlung bildet. Das Monster scheint besiegt, und der deutsch-tunesische Ich-Erzähler hat alle Zeit der Welt, sich seinem Liebeskummer hinzugeben – bis etwas Unvorhergesehenes passiert und Köln im Chaos versinkt.

In Jenny Cazzolas Todesduft um Mitternacht wechseln sich zwei Ich-Erzählerinnen damit ab, einen unersprießlichen Vorfall in der Berliner U-Bahn zu schildern: Was für Außenstehende die traurigerweise alltägliche Belästigung einer jungen Muslima durch einen Rüpel vor den Augen einer durch körperliche Einschränkungen in ihren Reaktionsmöglichkeiten ausgebremsten Zeugin sein könnte, gewinnt dadurch eine zusätzliche Dimension, dass alle Beteiligten übernatürliche Eigenschaften haben.

Die Jurte des Todes von Patricia Eckermann dürfte gerade auch Literatur- und Geschichtsinteressierte mitten ins Herz treffen, denn die schonungslose Aufarbeitung der Geschichte der Schwarzen in Deutschland, vom Elend der Völkerschauen bis zu rassistisch motivierten Morden der jüngsten Vergangenheit, ist eine anspielungsreiche Wucht, die das mittelalterliche Motiv des Todes (bzw. der Todesmahnung) als Spiegel des Lebens in die Gegenwart transponiert. Was die frisch in die Wechseljahre gekommene Siggi, die aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe gelernt hat, sich immer brav anzupassen, hier erlebt, kann einen animieren, sich auch selbst einmal den Spiegel vorzuhalten.

David Grade entwirft in Kreise eine wilde Mischung aus Schizophrenie, Corona-Pandemie, Fluchtthematik, rassistischer Polizeigewalt und Anspielungen auf Michael Endes Unendliche Geschichte. Der Einstieg fällt nicht leicht, und nach einem verstörenden Verlauf ist auch das  Ende eher unbefriedigend.

Ein versöhnlicheres Leseerlebnis bietet zum Abschluss Me Time von Victoria Linnea und Alexander Neumann. Die pflichtbewusste und hart arbeitende Mỹ, die ständig das Urteil anderer über sich vorwegnimmt und ihr ganzes Leben danach ausrichtet, erhält zum Geburtstag von unbekannter Seite einen rätselhaften Gutschein für einen Restaurantbesuch, der es in sich hat und eine ganz spezielle Form der Küche bietet …

Welche der Blüten aus diesem bunten Strauß einem besonders zusagen, ist sicherlich Geschmackssache, aber gerade in ihrer Verschiedenartigkeit und Fülle schärfen sie den Blick für die großen und kleinen Ungerechtigkeiten des Alltags und machen doch zugleich Mut, die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufzugeben. Wer moderne Perspektiven sonst eher in der englischsprachigen Phantastik sucht, wird hier die angenehme Überraschung erleben, dass es auch schon im Original auf Deutsch verfasste Fantasy-Kurzgeschichten gibt, die progressiver sind als der Genredurchschnitt.

Aşkın-Hayat Doğan, Patricia Eckermann (Hrsg.): Urban Fantasy: Going Intersectional. Berlin, Ach je Verlag, 2021, E-Book.
ISBN: 978-3-947720-65-1

 


Genre: Anthologie

Der Weg nach Hause

Meinen ersten Kontakt zu Susanne Bonns Büchern hatte ich vor Jahren, als mir zufällig ihr Historienkrimi Der Jahrmarkt zu Jacobi (übrigens lesenswert!) auffiel. Umso mehr hat es mich natürlich vor kurzem gefreut, festzustellen, dass sie auch mein Lieblingsgenre Fantasy schreibt. Der Weg nach Hause ist ein kurzes Buch, das zwei kleine Erzählungen miteinander vereint.

In der Geschichte Der Weg nach Hause, die ihren Titel mit dem gesamten Buch teilt, ist der aus einfachen Verhältnissen zum geachteten Ritter aufgestiegene Groreg nach langen Jahren auf dem Weg zurück in seine Heimat, als er unversehens von Wegelagerern bewusstlos geschlagen wird. In der Obhut fahrenden Volks erwacht er wieder und glaubt seinen neuen Bekannten kein Wort, als sie ihm versichern, ihn nicht selbst überfallen, sondern nur gerettet zu haben. Eigentlich möchte er sie so schnell wie möglich wieder loswerden, aber der Rückweg in sein altes Leben hat seine Tücken.

In Kapuzinerkresse dagegen führt die Gärtnerin Seli Besil unter dem Joch der korrupten Obrigkeit eines frühneuzeitlich inspirierten Polizeistaats ein beschwerliches Leben. Als in ihrem Garten unter dem alten Holunder, den man den Ratschlägen der älteren Generationen ihrer Familie nach tunlichst in Ruhe lassen sollte, eine ihr unbekannte und darum unheimliche Pflanze entdeckt, muss sie es riskieren, eine Verwandte in einem etwas entfernt gelegenen Ort zu besuchen, um sie um Rat zu fragen. Doch solch ein Ausflug ist in ihrer Welt nicht ohne Probleme möglich und hat endgültigere Konsequenzen, als Seli Besil je erwartet hätte.

So gegensätzlich die Hauptfiguren der beiden Geschichten auch sein mögen, eint beide doch, dass sie, mit einer erschreckenden Situation konfrontiert, alte Vorurteile ablegen müssen, um einen gangbaren Weg in die Zukunft zu finden. Sind es in Groregs Fall sowohl die kleingeistige Enge seines Herkunftsdorfs als auch die Arroganz seines neuen Ritterstands, die ihm die Sicht auf das Wesentliche versperren, ist es bei Seli Besil die mangelnde Bereitschaft, sich auf Herausforderungen (wie etwa für sie als Lesefaule nur schwer zugängliche schriftliche Informationen) einzulassen, die erst überwunden werden muss. Ganz leicht fällt es beiden nicht, über ihren Schatten zu springen, und so braucht es jeweils erst die Erfahrung, im gewohnten Umfeld aus verschiedenen Gründen nicht mehr willkommen zu sein, um den entscheidenden Schritt nach vorn zu wagen.

Susanne Bonn erzählt davon auch sprachlich schön und mit dem Mut, manches offenzulassen und so eher die Phantasie ihrer Leserinnen und Leser anzuregen, als jedes Detail vorzugeben. Die skizzierten Kulissen mit ihrem mittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Flair sind eigentlich an Kurzgeschichten fast schon verschwendet und könnten sehr gut auch als Romansetting dienen. Wer Lust auf historisch inspirierte Fantasy hat, die abseits dramatischer Weltrettungen und magisch überfrachteter Auserwählter die kleinen Geschichten am Wegesrand aufspürt, dem bietet Der Weg nach Hause eine nette schnelle Lektüre für zwischendurch.

Susanne Bonn: Der Weg nach Hause. Lindenfels, Selbstverlag, 2020, E-Book.
ISBN (Printausgabe): 978-3753109343


Genre: Anthologie

Die schönsten Liebesmärchen der Welt

Liebe ist ein Thema in zahlreichen Märchen aus aller Welt. Eine Hochzeit gehört fast schon zu den unverzichtbaren Komponenten eines glücklichen Endes, und oft genug ist der Wunsch, Partner oder Partnerin zu retten oder überhaupt erst einmal von sich zu überzeugen, das Hauptmotiv für Held oder Heldin, ins Abenteuer auszuziehen. Doch es gibt auch Abweichungen vom klassischen Schema, die einen beim Lesen überrascht oder amüsiert zurücklassen. Eine abwechslungsreiche Auswahl aus der reichen Fülle von Liebesmärchen hat Clara Paul in Die schönsten Liebesmärchen der Welt zusammengestellt.

Einige Texte sind dabei garantiert nicht nur Märchenfans vertraut: Rapunzel oder das französische Märchen Die Schöne und das Tier begegnen einem vermutlich oft schon in der Kindheit. Doch viele der hier versammelten Märchen richten sich eindeutig eher an ein erwachsenes Lesepublikum, und das nicht nur, weil es manchmal durchaus derb erotisch zugehen kann (wie in der dänischen Geschichte Der Wahrsager). Vielmehr werden auch die Schattenseiten der Liebe verhandelt, wenn bespielsweise in dem italienischen Märchen Meine Frau, die Sirene ein eifersüchtiger Seemann seine untreue Frau zu ertränken versucht und dann bei einem Wiedersehen unter Wasser wesentlich mehr Glück hat, als er verdient. Ohnehin überdauert die Liebe im Märchen so manches, ob nun Ehekrisen, Anschläge von Neidern und Feinden, schieres Pech oder sogar den Tod.

Nicht immer ist es jedoch die Zweierbeziehung allein, die im Mittelpunkt steht. Mehrfach wird z.B. auch die Frage nach der Geschlechtsidentität gestellt. Während es im georgischen Märchen Wie das Mädchen zum Mann wurde die Tochter eines Wesirs gezielt darauf anlegt, in einen Mann verwandelt zu werden, ist es in der Geschichte Der Zauberbrunnen aus Afghanistan für einen Prinzen ein eher unschönes Erlebnis, sich unversehens als Frau wiederzufinden.

Zeitlich ist das abgedeckte Spektrum größer als bei den meisten Märchenbüchern, die sich oft auf neuzeitliche Volks- und Kunstmärchen konzentrieren: Mit Apuleius (Amor und Psyche) und Nizami (Die Geschichte von den Heimsuchungen der Liebenden) sind auch Antike und Mittelalter vertreten. Geographisch ist der Rahmen ebenfalls relativ weit gesteckt, von Europa über den nahen und mittleren Osten bis hin nach Japan und Tahiti. Fast schon überrepräsentiert wirkt dabei Italien, und ein Blick ins Quellenverzeichnis lässt ahnen, woran das liegen könnte: Sämtliche Märchen sind älteren Sammlungen entnommen, und besonders häufig ist eine mit Märchennacherzählungen von Italo Calvino als Fundgrube genutzt worden.

Was dem Buch leider fehlt, ist ein Vor- oder Nachwort, das die Auswahlkriterien offenlegen und vielleicht auch eine Einordnung der kulturübergreifend zu beobachtenden Motive, aber auch etwaiger Unterschiede vornehmen könnte. So bieten Die schönsten Liebesmärchen der Welt zwar unterhaltsame Lektüre, aber wer sich etwas tiefergehend mit ihnen befassen möchte, erhält keinerlei Hilfestellung.

Clara Paul (Hrsg.): Die schönsten Liebesmärchen der Welt. Berlin, Insel Verlag, 2017, 240 Seiten.
ISBN: 9783458363002


Genre: Anthologie, Märchen und Mythen