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Gebrannte Erde

Keramik zählt zu den häufigsten archäologischen Funden aus dem Altertum und ist in den Museen in reicher Fülle vertreten. Ihre Bedeutung beschränkt sich nicht auf den unbestreitbar hohen künstlerischen Wert mancher Stücke, sondern besteht auch darin, dass sie eine wichtige Hilfestellung zur Datierung von Fundkomplexen geben kann. Aus Laiensicht wirkt die Bandbreite von Gestaltungsformen und Funktionen der antiken Keramikobjekte jedoch schnell verwirrend. Hier will Wolfram Letzner mit seiner Einführung Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung Abhilfe schaffen. Der kompakte, reich bebilderte Band macht sowohl mit der griechischen als auch mit der römischen Keramik vertraut.

Nach einem einleitenden Abschnitt, der sich mit der im Dunkeln liegenden Begriffsherkunft des ursprünglich aus dem Griechischen stammenden Begriffs „Keramik“ und dem Material an sich befasst, unterrichtet ein epochenübergreifendes Kapitel über Abbau und Aufbereitung des Tons und über die Besonderheiten der Gefäßproduktion in der Antike, von der Töpfertechnik über den Brand bis hin zur Werkstattorganisation.

Das Kapitel zur griechischen Keramik präsentiert vor allem Gefäße, die bei Tisch, im Ritual oder zu kosmetischen Zwecken eingesetzt wurden. Natürlich spielt hier auch die Vasenmalerei eine wichtige Rolle, da an griechischen Gefäßen bis heute vor allem ihr Bildreichtum fasziniert. Im Kapitel zur römischen Keramik steht die auf den ersten Blick schlichter gestaltete Terra Sigillata, das bekannte rote Tafelgeschirr, im Mittelpunkt. Abermals epochenübergreifend abgehandelt wird in einem eigenen Kapitel die Schwerkeramik, beispielsweise Transportamphoren und fassähnliche Dolia, die zu Lagerzwecken dienten. Kurze Abschnitte widmen sich den tönernen Lampen der Antike, der Baukeramik, dem Problem von Fälschungen antiker Gefäße und der Nutzung von Keramik zur Datierung von Ausgrabungsstätten. Eine knappe Bibliographie und ein Glossar beschließen den Band.

Zusätzlich liefern im ganzen Buch immer wieder vom übrigen Text abgesetzte Kästen knappe Überblicksinformationen zu Spezialthemen, etwa zu den Kontexten, in denen Keramik genutzt wurde wie z.B. beim griechischen Symposion oder in der römischen Küche. Hilfreich sind die zahlreichen Illustrationen, die unter anderem ermöglichen, verschiedene Gefäßtypen unterscheiden zu lernen. Neben solchem Grundlagenwissen vermittelt Wolfram Letzner aber immer wieder auch verblüffende Einzelheiten am Rande, so etwa die, dass in der Zeit um Christi Geburt Schiffe um riesige tönerne Dolia herumgebaut und dann quasi als eine Art Tankschiffe genutzt wurden, oder dass große Amphoren gelegentlich als Baumaterial dienten, um die Statik zu verbessern. Solche Details lockern die ansonsten auf das Wesentliche beschränkte Einführung auf und animieren dazu, sich noch näher mit dem Thema zu befassen. Tiefergehende Analysen kann das Buch aufgrund seines begrenzten Umfangs natürlich nicht liefern. Für den ersten Einstieg bietet Gebrannte Erde jedoch genau das, was man braucht, um sich zurechtzufinden.

Wolfram Letzner: Gebrannte Erde. Antike Keramik – Herstellung, Formen und Verwendung. Mainz, Nünnerich-Asmus, 2015, 128 Seiten.
ISBN: 978-3-943904-98-7

 


Genre: Geschichte, Kunst und Kultur