Archive

Die Weisheit der Füchse

Ob Adele Brands Füchse. Unsere wilden Nachbarn oder Sophia Kimmigs Von Füchsen und Menschen: Fuchsbücher erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Mit Die Weisheit der Füchse bereichern nun Dag Frommhold und Daniel Peter die wachsende Liste um einen lesenswerten neuen Eintrag. Der Titel lehnt sich sicher nicht nur zufällig an Elli H. Radingers Die Weisheit der Wölfe an, sondern verrät schon viel über die zugrundeliegende Haltung: Die beiden im Fuchsschutz aktiven Autoren schreiben mit viel Einfühlungsvermögen und Sympathie über die cleveren und ziemlich liebenswerten Tiere, die schon längst nicht mehr nur in Wald und Flur, sondern auch in Städten anzutreffen sind.

Nach einem Vorwort der Fuchsforscherin Sophia Kimmig geht es in thematisch geordneten Kapiteln kreuz und quer durch alle Aspekte des Fuchslebens, von der sprichwörtlichen Schläue über Familienbande, Kommunikation, Konflikte und Spieltrieb bis hin zum oft verheerenden Umgang des Menschen mit dem Fuchs. Dass das Buch auch ein engagiertes Plädoyer gegen die Fuchsjagd ist, überrascht kaum, eher schon die Erkenntnis, dass auch falsch verstandene Tierliebe oft viel Unheil bei den Füchsen anrichtet, sei es nun, dass vermeintlich verwaiste Welpen vorschnell der Natur entnommen werden, oder dass Menschen ohne Vorwissen und geeignete Haltungsmöglichkeiten glauben, sich einen Fuchs als Haustier zulegen zu müssen.

Während das Leid, das Füchsen oft völlig unnötig zustößt, einem an die Nieren gehen kann, erfährt man aber auch immer wieder viel Nettes, Anrührendes und Amüsantes. So liest man, wie ein kluger Fuchs das Handy eines Fotografen entführt und schön weit entfernt von dessen Gepäck ablegt, um sich ungestört am darin befindlichen Leckerli-Vorrat gütlich tun zu können, während der Mann zur Handyrettung schreitet, lernt etwas über die perfekte Regenwurm-Jagdtechnik und erfährt von Freundschaften und Adoptionen unter Füchsen. Dag Frommhold lotet daneben auch immer wieder aus, welche Rolle dem Fuchs weltweit in Mythologie und Volksglauben zugewiesen wird, mit geographischem Schwerpunkt auf Europa und Asien, wo neben dem bekannten japanischen Kitsune noch manch andere übernatürliche Fuchswesen herumspuken.

Für alle, die sich primär für den Fuchs als Tier interessieren, sind manchmal in den Kapiteln von Daniel Peller die philosophischen Überlegungen dazu, was Menschen von Füchsen lernen können, fast schon zu ausgeprägt, was sich aber aus der Lebens- und Leidensgeschichte des Autors erklärt: Aufgrund einer schweren Erkrankung gezwungen, zwei Lungentransplantationen über sich ergehen zu lassen, schöpfte er Kraft aus seiner Beschäftigung mit Füchsen und ihrer Resilienz.

Zum Reiz des Buchs trägt in hohem Maße bei, dass es eine wahre Fundgrube wunderschöner Fuchsfotos ist. Vom Fuchs beim typischen Mäusesprung über sensible Porträtaufnahmen bis hin zum zusammengerollt schlafenden Welpen findet man in einem farbigen Tafelteil viel Betrachtenswertes in sehr guter Bildqualität, während überall im Text verstreut noch Schwarz-Weiß-Bilder auf einen warten. Ein von der Idee her gutes Extra sind die QR-Codes, die Zugang zu kurzen Videos mit Tonaufnahmen von verschiedenen Fuchslauten gestatten (ob es  an meiner Internetverbindung oder an der Website des Autors Daniel Peller liegt, dass die Videos bei mir leider ungewöhnlich langsam laden und nur stockend abgespielt werden, kann ich nicht beurteilen). Zusammen mit dem eingängigen Stil und dem interessanten Inhalt ergibt sich so eine gelungene Mischung für Fuchsfans und alle, die es werden wollen.

Dag Frommhold, Daniel Peller: Die Weisheit der Füchse. Schlau, verspielt und fürsorglich – was wir von den gewitzten Überlebenskünstlern lernen können. München, Ludwig, 2022, 400 Seiten.
ISBN: 978-3-453-28134-9

 


Genre: Sachbuch allgemein