Antike. 100 Seiten

Auf nur hundert Seiten eine kleine Einführung in die Antike zu präsentieren – das ist der Anspruch, mit dem Holger Sonnabends Antike aus der neuen Reclam-Reihe 100 Seiten antritt. Der bunt gestaltete Einband sowie Format und Umfang des Buchs erinnern auf den ersten Blick ein wenig an die Reihe C. H. Beck Wissen, doch damit endet die Ähnlichkeit auch schon. Denn während die Beck-Bändchen in aller Regel für ein Fach- wie für ein Laienpublikum gleichermaßen interessant sind, da die jeweiligen Themengebiete zwar knapp, aber durchaus mit wissenschaftlichem Anspruch aufbereitet werden, stehen in diesem Buch die Unterhaltung und der fast voraussetzungslose Einstieg in die Antike im Vordergrund. Wer zuletzt im Schulunterricht oder bei der Asterix-Lektüre mit Römern und Griechen zu tun hatte und ein bisschen mehr herausfinden möchte, ist hier genau an der richtigen Stelle.
In kurzen Kapiteln, zusätzlich aufgelockert durch Grafiken, Fotos und Textkästen mit Zusatzinformationen, skizziert Sonnabend zunächst einmal Forschungsgeschichte und Epochenabgrenzung (und betrübt die Rezensentin dabei sehr mit der Vermutung, es wollten „die Mittelalter-Historiker wissen, wann die Antike endlich zu Ende ist und sie mit ihrer Geschichte beginnen dürfen“ – ganz so gram sind wir in der Mediävistik der Antike ja nun doch nicht).
Dann geht es im munteren Streifzug kreuz und quer durch die Antike. Man erhält nicht nur ein paar grundlegende Informationen über die berühmtesten Persönlichkeiten (ob nun Hannibal, Archimedes, Kleopatra oder Augustus), sondern auch über das Alltagsleben, aus dem Altertum überlieferte Zitate, die Sieben Weltwunder, die Olympischen Spiele oder Caesars Kalenderreform. Auch das Fortwirken der Antike in der Moderne spielt eine prominente Rolle, wobei ein Stichwort wie „Demokratie“ nicht weiter überrascht, „Nahostkonflikt“ dagegen vielleicht schon eher (obwohl die Aufnahme wohlbegründet ist). Nicht nur auf ideeller Ebene, sondern ganz handfest ist die Antike dagegen in archäologischen Fundstätten und erhaltenen ebenso wie rekonstruierten Bauten präsent, die in begrenzter Auswahl aufgezählt werden. Die heikle Frage, ob antike Kunstwerke wie die Elgin Marbles oder der Pergamonaltar sich eigentlich rechtmäßig an ihrem heutigen Aufstellungsort befinden, wird ebenfalls erörtert, und auch der Antikenrezeption im Film ist ein kleiner Abschnitt gewidmet. Das alles liest sich vergnüglich und flüssig und wird zusätzlich noch durch mit leichter Hand eingestreute Kuriositäten bereichert (so gab es auch in der Antike schon Automaten oder ein ganz neuzeitlich anmutendes Problem wie Doping im Sport).
Natürlich können auf dem engen Raum all solche Details nur kurz erwähnt werden, doch auf den Erwerb profunder Kenntnisse oder die minutiöse Diskussion von Forschungsproblemen ist das Werk auch gar nicht angelegt. Als das, was es sein soll – ein Appetithappen, der Lust auf mehr Antike macht -, erfüllt es seinen Zweck sehr gut. Alle, die sich bereits besser im Altertum auskennen, dürften zumindest ihren Spaß daran haben, zu sehen, welche Aspekte hier zu einem netten Potpourri vereint sind.

Holger Sonnabend: Antike. 100 Seiten. Stuttgart, Reclam, 2017, 102 Seiten.
ISBN: 9783150204313


Genre: Geschichte