Brot und Spiele. Alltag im alten Rom

Der folgende Beitrag ist eine Gastrezension von Fenja Schmidt, die als freie Journalistin regelmäßig Sachbücher rezensiert.

Das Leben der „kleinen Leute“ in 23 Facetten
Gastrezension von Fenja Schmidt

Viele der Erfindungen, die unseren heutigen Alltag prägen, haben ihren Ursprung im Alten Rom – vom Karnevalstreiben bis hin zur Kanalisation. Aber wie sah der Alltag der Menschen aus, die damals lebten? Mit dieser Leitfrage werden verschiedenste Lebensbereiche vorgestellt. Anstatt bedeutende Persönlichkeiten und Geschichtsschreiber in den Fokus zu stellen, wie es in der populärwissenschaftlichen Literatur oft der Fall ist, stehen die „normalen“ Durchschnittsbürger im Vordergrund – die Menschen, die das mächtige Imperium am Laufen gehalten haben, ohne schriftliche Zeugnisse zu hinterlassen.

Die Aufsatzsammlung besteht aus 23 Beiträgen. Zu den insgesamt 15 Autoren zählen Historiker, Archäologen und Wissenschaftsjournalisten. Dadurch wechseln Schreibstile und Detailgenauigkeit von Beitrag zu Beitrag, passen jedoch meist gut zum jeweiligen Thema. Wissenschaftlich-nüchterne Texte wie der zu den antiken Methoden der Landvermessung wechseln sich ab mit leichter verdaulichen Themen, die auch mal mit einem Augenzwinkern beschrieben werden – etwa die „Geschäftemacherei“ auf den öffentlichen Latrinen oder der Stadtbummel auf Freiersfüßen. Angelehnt an Empfehlungen von Ovid werden hier Orte vorgestellt, an denen man im Alten Rom ein ungezwungenes Kennenlernen arrangieren konnte. Inhaltlich ähnliche Aufsätze folgen aufeinander, sodass der Zusammenhang verstärkt und Wiederholungen vermieden werden.

Auch Themen, die ansonsten weniger beachtet werden, finden ihren Raum. Einige Berufe werden vorgestellt, die sonst eher ins Hintertreffen geraten. Der harte Alltag der Schauspielerinnen und Prostituierten wird ebenso beschrieben wie das Leben der Bauern, die anfangs auch als Teilzeit-Soldaten dienen mussten.

Das erklärte Ziel, den Alltag der „kleinen Leute“ genauer zu beleuchten, erfüllen nicht alle Aufsätze gleichermaßen – manche sind zu speziell, etwa zum Thema des antiken Tunnelbaus, andere doch auf die Elite fokussiert, beispielsweise zu deren Ferienkultur in Baiae. Alle zusammen tragen aber dazu bei, einen vielfältigen Blick auf das Leben im Römischen Reich zu werfen, und bei der Bandbreite der Themen sollte für jeden Leser etwas Interessantes dabei sein.

Einzelne Beiträge umfassen nur wenige Seiten und sind damit zu kurz, um wirklich in das Thema einzuführen. Dafür ist Abwechslung garantiert. Auch das Layout passt dazu: Ähnlich wie in einer Zeitschrift ist der Text in Spalten gesetzt und wird teilweise durch Info-Kästen und Grafiken aufgelockert. Viele passige Fotografien ergänzen die Aufsätze.

Karin Schlott (Hg.): Brot und Spiele. Alltag im Alten Rom. Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2014, 148 Seiten, 19,80 €
ISBN: 978-3515101721


Genre: Geschichte