Das römische Köln. Der historische Stadtführer

Als Sitz des Statthalters der Provinz Niedergermanien war Köln schon zu römischer Zeit eine bedeutende Stadt und ist an Funden aus der Antike wahrscheinlich reicher als die meisten anderen Orte in Deutschland. Die archäologische Erforschung begann zwar schon früh (erste systematische Sammlungsbestrebungen sind im 16. Jahrhundert zu erkennen), doch bis heute erweitern immer wieder zufällige Entdeckungen und gezielte Grabungen das Wissen über die antike Stadt. Insbesondere der Bau der Nord-Süd-Stadtbahn, der leider für zwei Kölner tödlich endete und das Stadtarchiv zerstörte, hatte in archäologischer Hinsicht sein Gutes, da er zahlreiche Neufunde ermöglichte.Thomas Fischer und Marcus Trier präsentieren sowohl die dadurch gewonnenen neuen Erkenntnisse als auch die Ergebnisse älterer Forschungen in ihrem historischen Stadtführer durch Das römische Köln einem breiten Publikum.
Der reich bebilderte Band setzt mit der prähistorischen Besiedlung des Kölner Raums ein und führt über das Oppidum Ubiorum und die Blütezeit als Colonia Claudia Ara Agrippinensium (oder CCAA, wie man schon in der Antike abkürzte) bis in die Spätantike, in der die Stadt schließlich an die Franken fiel. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der CCAA, die in mehreren thematisch geordneten Kapiteln (z.B. über die Infrastruktur, den Hafen, die Friedhöfe oder verschiedene Gebäudetypen, aber auch über das Umland) ausführlich vorgestellt wird. Die Fülle von bau- und alltagshistorischen Informationen, die dabei vermittelt werden, ist beeindruckend. Neben dem Fließtext werden zudem in farblich abgesetzten Kästen knapp bestimmte Einzelheiten noch einmal gesondert hervorgehoben: Für die Stadtgeschichte bedeutende Persönlichkeiten (wie etwa die Namenspatronin Agrippina) werden ebenso behandelt wie besonders spektakuläre Funde bzw. Fundplätze und so unterschiedliche Themen wie Religion, Glasherstellung oder Archäobotanik. Bei einer kontinuierlichen Lektüre des Buchs stört dies ein wenig, weil man nach dem Lesen eines längeren Kastens oft etwas blättern muss, um den Anschluss im Haupttext wiederzufinden, aber für denjenigen, der sich nur einen schnellen Überblick über ein spezielles Detail verschaffen möchte, sind diese Kurzinformationen natürlich ideal.
Dank der zahlreichen Illustrationen ist zudem alles sehr anschaulich gestaltet und auch für Laien gut nachvollziehbar: Grabungsfotos, Rekonstruktionen, Kunstwerke, Alltagsgegenstände, Grundrisspläne und Landkarten (von denen einige helfen, die antike Bebauung in Beziehung zur modernen zu verorten) lassen keine Wünsche offen. Da auch im Text immer wieder Bezug auf neuzeitliche Gebäude und Straßennamen genommen wird, fällt die Orientierung ohnehin leicht, und es macht Spaß, zu entdecken, was sich in der Römerzeit an vertrauten Stellen befand.
Dennoch wäre die Annahme verfehlt, dass es sich um eine Publikation von ausschließlich regionalhistorischem Interesse handelt. Da sich viele Aussagen über Kunst, Baustil und -technik, Alltagskultur und militärische Organisation so oder so ähnlich auf andere römische Provinzen übertragen lassen, kann das Buch auch gut als erster Einstieg in die römische Welt allgemein dienen.
Wer übrigens neugierig ist, wie es nach der hier behandelten Epoche mit Köln weiterging, findet die Antwort in dem Band Colonia – Stadt der Franken, der mit Marcus Trier (der für das Frankenbuch mit Carl Dietmar zusammenarbeitete) einen Autor mit dem Römischen Köln gemein hat und ebenfalls üppig illustriert und unterhaltsam zu lesen ist.

Thomas Fischer, Marcus Trier: Das römische Köln. Der historische Stadtführer. J.P. Bachem Verlag, Köln, 2014, 384 Seiten.
ISBN: 978-3761624692


Genre: Geschichte