Gold

Seit Jahrtausenden ist Gold begehrt wie kaum ein anderes Metall und dient als Schmuck und Statussymbol ebenso wie als Macht- und Wertgarant. Bereits in der kupferzeitlichen Varna-Kultur dienten erste Gegenstände daraus als Grabbeigabe, und seitdem scheint sich in über 6000 Jahren an der besonderen Wertschätzung, die das Gold genießt, ungeachtet alles historischen und kulturellen Wandels weltweit nur sehr wenig geändert zu haben.

Wenn man die eigentlich so gut wie immer und überall hohe Bedeutung bedenkt, die Menschen dem Gold beimaßen und -messen, ist es nur folgerichtig, seine Weltgeschichte zu erzählen, wie Bernd-Stefan Grewe es zwar in sehr in geraffter Form, aber dennoch oder gerade deshalb übersichtlich und gelungen in Gold tut.

Von dem zähnefletschenden goldenen Raubtiergesicht aus der Moche-Kultur, das eindrucksvoll das Titelbild ziert, darf man sich allerdings nicht zu der Annahme verleiten lassen, es ginge in dem kompakten Buch primär um Kunstwerke oder die handwerklichen Aspekte der Goldverarbeitung. Was man aus Gold an Erfreulichem herstellen kann, wird nämlich nur am Rande gestreift. Im Mittelpunkt steht vielmehr die wirtschaftliche und politische Rolle, die es von den frühesten Zeiten an spielte und die – hier entfaltet die Cover-Kombination von glänzender Schönheit und unleugbarer Bedrohlichkeit dann ihre wahre Bedeutung – untrennbar mit den Schattenseiten der von jeher großen Goldgier verbunden ist.

Die schon in der Antike beim Abbau unvermeidlichen Umweltschäden und das immer wieder von der sprichwörtliche gewordenen Goldgräberstimmung bei der Entdeckung neuer Lagerstätten verursachte Chaos erscheinen fast schon als geringe Übel im Vergleich zu all den Eroberungen seit frühester Zeit und den kolonialen Exzessen, die ihre Ursache häufig nicht zuletzt im Hunger nach Gold hatten. Ein immer wieder aufscheinendes Thema ist auch die oft erbarmungslose Ausbeutung derjenigen, die in den Goldminen die Hauptarbeit bei der Förderung des Edelmetalls leisteten, ob es sich nun um Sklaven (wie im Altertum), um Zwangsarbeiter (wie in der Sowjetunion) oder schlicht um sehr ungerecht behandelte Bergleute handelte (wie etwa im Südafrika der Apartheid-Ära, in dem schwarzen Arbeitern mit denen ihrer weißen Kollegen vergleichbare Löhne und Aufstiegsmöglichkeiten aus rassistischen Gründen verwehrt blieben).

Neben allen düsteren Aspekten umfasst der chronologisch geordnete Überblick aber auch viel einfach nur Interessantes. Man lernt hier einiges über die Hintergründe für Einführung und Aufgabe des Goldstandards für Währungen und die Herausbildung des internationalen Goldmarkts, aber auch über so manche Kuriosa (etwa die Pilgerfahrt des malischen Herrschers Musa Keita I. nach Mekka im 14. Jahrhundert, auf der er so viel Gold mitführte und mit vollen Händen ausgab, dass er im Alleingang für einen Goldpreisverfall sorgte). Auch in welchen Staaten heute das meiste Gold gefördert wird und wie es in der Moderne um Gold als Spekulationsobjekt und Wertanlage bestellt ist, erfährt man und bekommt so auf kleinem Raum eine beachtliche Fülle von Informationen geboten.

Natürlich kann, dem geringen Umfang des Buchs und seinem Einführungscharakter geschuldet, nicht alles sehr tiefgehend abgehandelt werden, aber als erster Einstieg in das Thema eignet sich Gold gut und liefert eine Fülle von Denkanstößen.

Bernd-Stefan Grewe: Gold. Eine Weltgeschichte. München, C. H. Beck, 2019, 128 Seiten.
ISBN: 978-3-406-73212-6


Genre: Geschichte