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Lesetipps in Kurzform 3 (Bücher und Links)

An einem Sonntag mit so trübem Regenwetter wie heute braucht man besonders dicke Wohlfühlbücher, um sich abzulenken. Hier sind drei Buchtipps für in jeder Hinsicht vielseitigen Lesespaß, gefolgt von interessanten Links:

Buchtipps

Van Gogh. Sein Leben

Egal ob man nun Kunstliebhaber ist oder nicht, die grandiose Van-Gogh-Biographie von Steven Naifeh und Gregory White Smith sollte man sich nicht entgehen lassen. Wenigen Werken gelingt es so gut, eine bekannte Persönlichkeit zugleich als Menschen und als Künstler fassbar zu machen. Sprechen einen zuerst die vielen Abbildungen an, die Vincent van Goghs Umfeld, seine Kunst und seine Zeit lebendig werden lassen, ist es am Ende doch die quellennah gearbeitete Darstellung, die am meisten fasziniert und berührt. Zudem warten die beiden Autoren noch mit einer Neuinterpretation von van Goghs Todesumständen auf, die sich spannend wie ein Krimi liest und einem – ob man ihr nun folgen will oder nicht – zumindest demonstriert, dass scheinbare Gewissheiten oft erst dadurch zustandekommen, dass sie über Jahrzehnte hinweg als wahr tradiert werden.
Nicht zuletzt kann jeder Kreative, der gelegentlich mit den eigenen Misserfolgen hadert, aus der tragischen Lebensgeschichte einen Hauch von Hoffnung schöpfen: Was man selbst vielleicht als Scheitern erlebt, sagt nicht viel darüber aus, wie die eigene Kunst später einmal wahrgenommen werden wird.

Steven Naifeh, Gregory White Smith: Van Gogh. Sein Leben. Frankfurt am Main, S. Fischer, 2012, 1213 Seiten.
ISBN: 9783100515100

Die frühen Völker Eurasiens

Wird im ersten heute vorgestellten Buch das Leben eines Einzelnen aus einer uns historisch sehr nahen Epoche nachgezeichnet, geht es im zweiten um die Rekonstruktion des Daseins ganzer Kulturen in Zeiten, aus denen schriftliche Überlieferungen entweder fehlen oder nur von fremden Beobachtern stammen. Wer sich für Skythen, Hunnen und ähnliche Steppenvölker begeistern kann, für den kommt es der Seligkeit schon recht nahe, in Hermann Parzingers wunderbarem Werk zu versinken. Minutiöse archäologische Fund- und Befundbeschreibungen, scharfsinnige Interpretationen, hilfreiche Epochenübersichten sowie umfangreiches Bild- und Kartenmaterial lassen keine Wünsche offen. Die traumhaften Aufnahmen von Steppenlandschaften zu unterschiedlichen Jahreszeiten hätten eigentlich statt der ihnen gewidmeten Farbtafeln fast schon einen eigenen Bildband verdient, so gelungen sind sie. Übrigens lassen sich die einzelnen Abschnitte auch gut unabhängig voneinander lesen, so dass man bei Bedarf gleich zu seinem Lieblingsthema springen kann, statt sich nach und nach dorthin vorzuarbeiten.

Hermann Parzinger: Die frühen Völker Eurasiens. Vom Neolithikum bis zum Mittelalter. München, C. H. Beck, 2006, 1045 Seiten.
ISBN: 978346549618

Das große deutsche Sagenbuch

Zu düsteren Lichtverhältnissen und zum wohligen Rückzug in den Lesesessel passen besonders gut auch unheimliche und gespenstische Geschichten, und die bietet Heinz Röllekes Sammlung von Sagen aus dem gesamten deutschen Sprachraum in Hülle und Fülle. Von bekannten Figuren wie Klaus Störtebeker über eher lokal bedeutende Spukgestalten und Fabelwesen bis hin zu völlig bizarren Erscheinungen (so etwa einem lebendig gewordenen Kuchen) kann einem hier so einiges begegnen. Über 1000 zumeist kurze Sagen sind nach Herkunftslandschaften geordnet präsentiert und bieten einen mythisch-magischen Blick auf bekannte Orte und ihre Geschichte in Mittelalter und Neuzeit.

Heinz Rölleke: Das große deutsche Sagenbuch. Von Hexen und Zwergen, Teufeln und Geistern, Riesen, Kobolden und Wassernixen. Düsseldorf, Artemis & Winkler, 3. Aufl. 2008, 1019 Seiten.
ISBN: 9783538040052

Linktipps

Unbedingt lesen sollte man Petra van Cronenburgs klugen Artikel über ihren Entschluss, künstlerisch noch einmal ganz neu durchzustarten. Ihre Gedanken über das Älterwerden als kreative Freiberuflerin und nicht zuletzt auch über Mut und Zuversicht verdienen es, weithin rezipiert zu werden.

Spannend ist auch ein neuer Beitrag auf Moyas Buchgewimmel, in dem Sam den merkwürdigen Begriff „Stimmungsleser“ unter die Lupe nimmt. Ihre Beobachtungen lassen einen durchaus ins Grübeln kommen, was die Auswirkungen von Blogs und sozialen Medien auf den Umgang mit Literatur betrifft.