A Goblin’s Plight

In dem Dörfchen Oxbridge, in dem es vieles, aber keine Brücke (mehr) gibt, häufen sich rätselhafte Diebstähle. Als der zauberkundige Bäcker und Wirt Orren die Koboldfrau Grix dabei ertappt, sich an seinen Broten zu vergreifen, stellt sich heraus, dass eine ganze Koboldgemeinschaft durch schreckliche Bestien aus ihren Wohnungen in einem Höhlensystem vertrieben worden ist und sich nun nicht anders zu helfen weiß. Die Notlage schreit nach einer Rettungsmission, und so brechen Orren, Grix, die einstige Kämpferin Terna, die inzwischen ein ruhiges Leben als Dorfsheriff führt, die von ihr ins Boot geholte Bardin Besilya, die über besondere Fähigkeiten verfügt, die ihr nicht einmal selbst bewusst sind, und der wiederum von ihr rekrutierte und für seinen Beruf eigentlich ziemlich netten Meuchelmörder Aldeasu (allesamt in bester Tolkien-Tradition von einem Packpony namens Billy begleitet) auf, um die Koboldhöhlen von den Monstern zu befreien. Bald müssen sie erkennen, dass sie es nicht mit einer natürlich entstandenen Schädlingsplage zu tun haben, sondern auf sehr Erschreckendes gestoßen sind …

A Goblin’s Plight, der neue Fantasyroman von Hannah Steenbock, bewegt sich im Genre irgendwo zwischen LitRPG und Cozy Fantasy (auch wenn für die Einordnung in Letztere fast schon zu hart ist, dass sich spät im Buch herausstellt, dass einige Kobolde ein schon eher in Richtung Horror tendierendes Schicksal erlitten haben). Aber Orrens Koch- und Backkünste, der Wert der Freundschaft und der kleinen Freuden des Lebens und nicht zuletzt der ungeahnt sympathische Verlauf, den eine Begegnung mit einem Tier, das sonst in der Fantasy eigentlich zu den klassischen Ungeheuern gehört, mit Folgen für die gesamte weitere Handlung nimmt, sorgen doch in vielen Szenen für eine behagliche Atmosphäre.

An Gefahr für Leib und Leben, dramatischen Kämpfen und beeindruckender Magie mangelt es freilich trotzdem nicht, und da die Geschichte sehr geradlinig erzählt ist, liest sie sich flott als unterhaltsames Abenteuer weg. In einigen Punkten merkt man A Goblin’s Plight dabei an, dass es sich trotz der im Großen und Ganzen in sich abgeschlossenen Episode, die das Buch erzählt, um den Auftaktband zu einer Reihe handelt: So werden zwar die Hinterleute bestimmter unersprießlicher Vorgänge benannt, sind aber nicht greifbar, um daran gehindert zu werden, weiter ihr Unwesen zu treiben, und auch wenn in Bezug auf die mysteriöse Druidin Lynnis, die mehrfach den Weg der Protagonistentruppe kreuzt, etwas Einschneidendes unternommen wird, ahnt man, dass der Handlungsstrang um sie noch keinen endgültigen Abschluss gefunden haben dürfte.

Angenehm liest sich, dass Hannah Steenbock sehr selbstverständlich Figuren unabhängig von ihrem Geschlecht gleichberechtigt agieren lässt. Wer es (wie die Rezensentin) allmählich sehr leid ist, ob nun im Mainstreambereich oder in progressiven Texten immer wieder Variationen der einen alten Geschichte von der unterdrückten Heldin, die sich aus ihrer einschränkenden Frauenrolle herauskämpft, zu lesen, wird daran seine Freude haben, dass hier, im Guten wie im Bösen, Frauen als Menschen wie alle anderen auch behandelt werden.

Alles in allem ist A Goblin’s Plight daher eine ziemlich lockere und entspannende Lektüre, und man kann sich auf die offenbar geplanten weiteren Bände freuen.

Hannah Steenbock: A Goblin’s Plight. The Mengarian Conspiracy Book 1. Kiel, Buehsteppe Verlag, 2025 (E-Book).
ISBN: 979-8-232836-28-3


Genre: Roman