Cursed Cocktails

Als einer der gefürchteten Blutmagier früh in den Armeedienst gepresst, hat Dunkelelf Rhoren die letzten zwanzig Jahre damit zugebracht, im kalten Norden Monster zu bekämpfen, und dabei seine Gesundheit ruiniert. Nachdem er endlich in den Ruhestand entlassen worden ist, zieht er auf den Rat eines guten Freundes hin in den Süden, dessen mildes Klima seine chronischen Schmerzen lindern soll. Doch in der quirligen Hafenstadt Eastborne angekommen, weiß er zunächst wenig mit sich anzufangen, bis er über das Notizbuch mit Cocktailrezepten, das er von seinem früh ums Leben gekommenen Vater geerbt hat, Freundschaft mit dem Barkeeper Kallum schließt und auf die Idee kommt, selbst ein Lokal zu eröffnen. Doch geeignete Räumlichkeiten sind in Eastborne gar nicht so einfach zu finden – sieht man von einem Haus ab, in dem es angeblich so fürchterlich spukt, dass bisher alle Mieter schnell wieder die Flucht ergriffen haben …

Wie S. L. Rowland in seinem Nachwort selbst zugibt (und man auch ohne den expliziten Hinweis des Autors erraten könnte), steht Cursed Cocktails ganz in der Tradition von Travis Baldrees Bestseller Legends & Lattes, in dem sich eine ehemalige Orkkriegerin als Cafébetreiberin versucht. Hier ist es also nun ein magiebegabter Elfenkämpfer, der Hochprozentigeres kredenzt, aber das auf durchaus amüsante Art, so dass man an dem kleinen Roman auch dann sein Vergnügen haben kann, wenn man mit alkoholischen Mixgetränken eigentlich so wenig anfangen kann wie die Rezensentin und die in den Text integrierten Rezepte nicht zu eigenen Cocktail-Experimenten zu nutzen gedenkt. Möglich wäre das wohl durchaus, denn die Namen der exotisch-phantastischen Spirituosen, aus denen Rhorens Kreationen bestehen, sind gegenüber ihren realweltlichen Vorbildern nur so wenig verfremdet, dass die Identifikation der passenden Sorte Alkohol keine Probleme bereitet.

Den Gipfel allen Anspruchs darf man von der Geschichte nicht erwarten, und auch die geschilderte Fantasywelt mit ihren Elfen, Zwergen, Gnomen und Ungeheuern verströmt recht generisches Rollenspiel-Flair. Die Anspielungen auf bekannte literarische Werke des Genres könnten in manchem Fall eleganter sein (dass hier ausgerechnet ein Professor ein Buch liest, in dem unschwer Tolkiens Herr der Ringe zu erkennen ist, ist z. B. etwas dick aufgetragen).

Wen all das nicht stört, der findet hier eine entspannte Lektüre um sympathische Protagonisten, die vom eigenwilligen Kater über die schwierige Nachbarin bis zum kleinkriminellen kindlichen Geschwisterpaar eigentlich jeden nett behandeln und über weite Strecken des Buchs in bester Cozy-Fantasy-Manier vor allem mit Alltagsproblemen aller Art konfrontiert sind. Gegen Ende gibt es dann noch einmal einen Hauch von Weltrettung samt handfester Action, bei der sich Rhorens frühere Berufserfahrung als äußerst nützlich erweist, aber dass alles schon nicht allzu übel für ihn und seinen neuen Freundeskreis ausgehen wird, versteht sich bei dieser Art Roman natürlich von selbst. Als unterhaltsame Wochenendlektüre oder zur Entspannung zwischendurch sind die Cursed Cocktails aber sicherlich geeignet, solange man keinen gewaltigen Tiefgang braucht.

S. L. Rowland: Cursed Cocktails, o. O., Aethervale Publishing, 2023, 274 Seiten.
ISBN: 979-8-987-85020-6


Genre: Roman