Bienen, eine ganze Hühnerschar, eine Terrierdame namens Erbse, allerlei Wildvögel, eine verirrte Brieftaube, Weinbergschnecken und Eichhörnchen, die sich voller Begeisterung ihren Anteil an der Pilz- und Kirschernte sichern – das sind nur einige der Tiere, die in Susanne Wiborgs liebenswertem Buch Gäste in meinem Garten ihren Auftritt haben. Der von Rotraut Susanne Berner charmant und humorvoll illustrierte kleine Band ist eine Sammlung von Kolumnen, die sich mit Freud, Leid und dem Lauf der Jahreszeiten in einem Garten in der Stadt befassen.
Zwischen Linden, Kürbissen, Krokussen und einem großen Kirschbaum spielt sich das pralle Leben ab: Wenn die Hühner nicht gerade wegen Vogelgrippegefahr in den Stall verbannt sind, werden sie zur Gefahr für den Weinbergschneckennachwuchs, müssen selbst den Habicht fürchten und erregen das unverdiente Mitleid von Passantinnen, wenn sie in der Mauser für bedauernswerte Tierquälereiopfer gehalten werden. Die Bienen dagegen produzieren nicht nur eifrig Honig, sondern leben auch ihre Abneigung gegen intensives Parfüm gnadenlos aus, während die Hummeln ungeniert den Lerchensporn durchlöchern. Andere Gartengäste sind da deutlich diskreter: So ist die scheue Heckenbraunelle zwar erkennbar anwesend, lässt sich aber trotz aller Bemühungen der Autorin nicht beim Brüten ertappen.
Geschickt eingeflochten in diese Tierbeobachtungen und in die gärtnerischen Erlebnisberichte (z.B. über Abenteuer mit Indischem Springkraut oder großes Pech bei dem Versuch, neue Clematis anzupflanzen) sind zahlreiche Sachinformationen. Bei allem Unterhaltungswert kann man hier und da also noch einiges dazulernen. Vor allem aber hat man seinen Spaß, denn Susanne Wiborg ist eine Formulierungskünstlerin, deren leiser Humor oft schon aus den Überschriften der einzelnen Texte spricht, die unter anderem einen Königsmord im Hinterhof, eine Nackte auf der Einfahrt oder Rot sehen – aber richtig versprechen. Trotz einiger ernster und durchaus auch trauriger Stellen schmunzelt man sich also die meiste Zeit über zufrieden durch das Leseerlebnis. Gärtnernde Leserinnen und Leser werden häufig vor allem aufgrund des Wiedererkennungseffekts lachen (wenn z.B. eine neue Blume doch nicht die geplante Blütenfarbe entwickelt oder die Kürbiszucht nicht ganz so verläuft wie geplant), aber auch allen anderen seien die Gäste in meinem Garten als entspannte und sympathische Lektüre ans Herz gelegt.
Susanne Wiborg: Gäste in meinem Garten. Bienen, Amseln, Huhn und Star. Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner. München, Verlag Antje Kunstmann, 2019, 142 Seiten.
ISBN: 978-3956142970