Liebe geht durch den Garten

Anna, Ende dreißig und alleinerziehende Mutter zweier Söhne, hat es nicht leicht im Leben: Als Illustratorin kann sie finanziell keine großen Sprünge machen, die pingelige Vermieterin nervt mindestens ebenso sehr wie der süffisante Ex, selbst auf die beste Freundin ist nur bedingt Verlass, und nun ist auch noch das Haus eine einzige Baustelle. Sich endlich einen Kleingarten zu gönnen und unbeschwert die Natur zu genießen, erscheint da wie der rettende Ausweg aus dem Dauerstress. Doch die vermeintlich romantische Gartenlaube entpuppt sich als zugemüllte Bude ohne Stromanschluss, die Kinder sind von den hochfliegenden Plänen der Mutter wenig begeistert, und die ersten Begegnungen mit dem charmanten Gartennachbarn Paul verlaufen alles andere als optimal. Als dann mit der attraktiven Anwältin Sabine auch noch eine Rivalin um seine Gunst auf den Plan tritt, muss Anna alles geben …

Etwas überzeichnete Charaktere, Alltagssituationen, die so oder so ähnlich vermutlich die meisten schon einmal erlebt haben, über weite Strecken heitere Sommeratmosphäre und zum Schmunzeln anregende Szenen, die man sich auch gut verfilmt vorstellen könnte: Ulrike Hartmanns Debüt Liebe geht durch den Garten ist genau die Art von federleichtem und beschwingtem Unterhaltungsroman, die man gern zur Entspannung im Liegestuhl liest – natürlich am besten in einem Garten.

Dass Ulrike Hartmann selbst ein großer Gartenfan ist, merkt man ihren lebensnahen Schilderungen der vielfältigen Tätigkeiten rund um Hecke, Beet und Rasen an: Das Gärtnern bringt einem eben nicht nur eine überreiche Apfelernte, sondern auch erst einmal einen handfesten Muskelkater ein, dem Unkraut ist nur mit viel Ausdauer beizukommen, und dass die Tulpenzwiebeln und das Wetter so wollen wie man selbst, sollte man besser nicht voraussetzen.

Nicht nur aufgrund ihrer gärtnerischen Missgeschicke ist die Ich-Erzählerin Anna eine sehr menschliche Protagonistin mit Fehlern und Schwächen, die sich oft selbst ein Bein stellt – sei es nun durch ihre Trinkfreudigkeit auf der Hochzeit einer Freundin, einen allzu gewagten neuen Haarschnitt oder den eher kontraproduktiven Versuch, ihr nicht mehr ganz taufrisches Fahrrad zu verstecken, bevor es einen schlechten Eindruck machen kann. Ihre Minderwertigkeitskomplexe nicht allein der alles andere als schüchternen Sabine gegenüber kann sie nur allmählich überwinden.

Der schweigsame Paul dagegen, der sich bereiterklärt, ihr bei der Arbeit auf ihrer Parzelle zu helfen, wirkt aus ihrer Sicht zunächst einmal wie ein Halbgott in Gärtnerkluft. Dass auch er beileibe nicht alles richtig macht, Unerfreuliches hinter sich hat und durchaus einmal an einen Punkt kommen kann, an dem er nicht mehr weiterweiß, entdeckt man durch Annas Augen im Zuge des Kennenlernens erst Stück für Stück. Auch hinter der Fassade der Nebenfiguren versteckt sich hier und da mehr, als man ihnen auf den ersten Blick zutraut; besonders Annas bei ihren ersten Auftritten nur lästige Vermieterin darf im Laufe des Romans noch ganz andere Seiten offenbaren.

Auch dank solcher kleinen Überraschungen liest sich die Mischung aus Liebes- und Selbstfindungsgeschichte flott, vergnüglich und locker weg. Wer für ein paar Lektürestunden dem derzeit wohl für alle belastenden Alltag entfliehen möchte, findet in Annas Garten zwischen Rosen und Lavendel einen einladenden Zufluchtsort.

Ulrike Hartmann: Liebe geht durch den Garten. 2. Aufl. München, Diana Verlag, 2019, 320 Seiten.
ISBN: 978-3453359918


Genre: Roman