So gut schmeckt Klimaschutz

Ernährung und Klimaschutz – bei dieser Stichwortkombination fällt vielen wohl zuerst die nicht allzu umweltfreundliche Rinderhaltung ein, die es nicht gerade wie eine gute Idee erscheinen lässt, jeden Tag ein Steak auf den Tisch zu bringen. Aber zu klimafreundlicher(er) Ernährung gibt es noch viel mehr zu sagen, wie die Ernährungswissenschaftlerin Melanie Kirk-Mechtel in ihrem Buch So gut schmeckt Klimaschutz. Kochen, genießen, Umwelt schonen beweist.

Obwohl mit 79 Rezepten (die zum Teil durch appetitanregende Fotos der Speisen von Dirk Przibylla und – in einem Fall – Christian Hacker illustriert sind) ein umfangreicher Kochbuchteil enthalten ist, handelt es sich um einen umfassenderen Ratgeber, der eben nicht nur die praktischen Zubereitungsanleitungen für einzelne Gerichte zur Verfügung stellt, sondern eingangs erst einmal ausführlich erläutert, was unter einer klimaschonenden Ernährung überhaupt zu verstehen ist.

Mit der Auswahl der richtigen Lebensmittel, unter denen Obst und Gemüse dominieren sollten, ist es nämlich nicht getan: Abgesehen davon, dass man am besten so oft wie möglich auf regionale und saisonale Produkte zurückgreift, kann man auch noch an anderen Punkten ansetzen, indem man etwa Lebensmittelverschwendung vermeidet oder bei der Zubereitung von Speisen Energie spart. Manche der hier gegebenen Haushaltstipps (z. B. den, die Restwärme der Herdplatte zum Kochen auszunutzen, statt den Herd bis zum Garwerden einer Speise immer weiter laufen zu lassen) kennt man vielleicht schon, aber es ist praktisch, sie hier kompakt in einem einzigen Buch zusammengestellt zu finden. Daneben bekommt man eine Fülle von Informationen, die es einem erleichtern, Angaben zum ökologischen Fußabdruck eines Nahrungsmittels (der sich nicht allein auf den zu seiner Produktion notwendigen CO2-Ausstoß beschränkt) besser einzuordnen, die Wertigkeit von Tierwohl-Siegeln abzuschätzen oder sich mit der Klimabilanz von Südfrüchten und von Reis differenzierter auseinanderzusetzen.

Das alles ist nicht nur durch Verweise auf Onlineangebote zur Vertiefung, sondern unmittelbar anschaulich auch durch zahlreiche Illustrationen und Grafiken unterstützt, zu denen auch bunt nach einem Ampelsystem gestaltete Saisonkalender für Gemüse, Salate und Obst gehören (einziger Wermutstropfen: Da die Tabelle für den Gemüse-Saisonkalender doppelseitig abgedruckt ist, kann man die Angaben für die Monate Juli und August im Knick nur mit Mühe erkennen, sofern man nicht bereit ist, rabiat mit dem Buchrücken umzugehen).

Die Ratschläge sind immer wieder auch von Melanie Kirk-Mechtels Bemühen getragen, deutlich zu machen, dass man bei seiner Umstellung auf eine klimafreundlichere Ernährungsweise nicht gleich perfekt sein muss, sondern schon viel damit bewirkt, dass man erste Änderungen vornimmt und etwas bedachter wird. Entsprechend zeichnen sich auch die Rezepte, die erfreulicherweise keine ellenlangen Zutatenlisten haben, durch Alltagstauglichkeit und oft eher kleine und damit praktikable Änderungen gegenüber dem Gewohnten aus (wenn z. B. beim Rezept für einen klassischen Vanillepudding die Zuckermenge um etwa ein Viertel gegenüber herkömmlichen Rezepten reduziert wird oder bei einem Rösti ein Teil der Kartoffeln durch Wurzelgemüse ersetzt wird). Auch ist es nicht verboten, sich für bequeme Lösungen zu entscheiden und beispielsweise die vorgefertigten Gnocchi aus dem Kühlregal oder vorgekochte Hülsenfrüchte aus der Packung zu nutzen, statt sofort mit ganz arbeitsintensiven Zubereitungsvarianten einzusteigen. Ohnehin wird zum Ausprobieren ermuntert und darauf hingewiesen, dass sich manche Zutaten (wie Milchprodukte und ihre veganen Alternativen) auch einfach nach Lust und Laune austauschen lassen.

Geordnet sind die Rezepte nach Jahreszeiten, beginnend mit dem Frühling, so dass die Suche nach saisonal passenden Gerichten einem erleichtert wird; darauf folgt noch ein Abschnitt mit für alle Jahreszeiten geeigneten Rezepten (enthalten sind hier unter anderem mehrere Brotaufstriche und Grundrezepte für vegane Alternativen etwa zu Parmesan, aber auch Varianten beliebter Gerichte wie Nudelsalat oder Bolognese-Sauce – in diesem Fall mit deutlich reduziertem Hackanteil und reichlich Gemüse).

Alles in allem würden die Rezepte auch ohne den Klimaschutzbezug Lust aufs Nachkochen machen, aber durch die allgemeinverständlich aufbereiteten Zusatzinformationen bietet So gut schmeckt Klimaschutz eben noch ein wenig mehr.

Melanie Kirk-Mechtel: So gut schmeckt Klimaschutz. Kochen, genießen, Umwelt schonen.   Hrsg. von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V. Düsseldorf, Verbraucherzentrale NRW, 2023, 192 Seiten.
ISBN: 978-3-86336-177-8


Genre: Sachbuch allgemein