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Der Westfälische Frieden

Wie beendet man einen Krieg, der sich bereits über Jahrzehnte hinzieht? Eine Antwort auf diese leider historisch nicht einmalige Frage bot Der Westfälische Frieden, den Siegrid Westphal in ihrer kompakten Einführung nicht nur in seinen Inhalten, sondern auch in seiner mühsamen Genese vorstellt. Wer bisher nur die vage Vorstellung hat, dass in Münster und Osnabrück 1648 irgendwie eine Einigung zwischen Kaiser Ferdinand III., den unterschiedlichsten katholischen und protestantischen Akteuren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, Frankreich, Schweden, Spanien und den Niederlanden erzielt wurde, bekommt hier einen übersichtlichen ersten Einblick in die Einzelheiten der Abläufe und ihrer Ergebnisse.

Der Dreißigjährige Krieg war im Vorfeld des Westfälischen Friedens längst von einem in seinen Ursprüngen religiös motivierten regionalen Konflikt zu einem Machtkampf auf europäischer Ebene geworden, in dem der Gegensatz zwischen Protestantismus und Katholizismus nicht mehr die wichtigste Rolle spielte. Den Friedensschluss selbst zu erreichen, war dabei nicht einmal das erste Problem, das gelöst werden musste: Nach dem Hamburger Präliminarfrieden (1641) vergingen noch Jahre, bis auch nur Einigkeit darüber erzielt war, wer überhaupt an den Verhandlungen teilnehmen durfte. Dass der von kaiserlicher Seite zunächst angestrebte Ausschluss der Reichsstände nicht zustande kam, ist in der Rückschau betrachtet als Glücksfall zu werten, rekrutierte sich aus ihren Reihen doch am Ende die sogenannte Dritte Partei, ein überkonfessioneller Zusammenschluss verschiedener Gesandter, der Kompromisse erzwingen und auch Druck auf den Kaiser ausüben konnte, der trotz seiner militärisch allmählich aussichtslosen Lage mit wichtigen Zugeständnissen lange zögerte.

Zur Zähigkeit der Verhandlungen trug auch bei, dass es in ihnen nicht allein um an und für sich schon komplizierte territoriale, finanzielle, religiöse und politische Fragen ging, sondern immer wieder auch darum, den ausgeprägten Ehrvorstellungen der Frühen Neuzeit zu genügen und einen Frieden zu erarbeiten, den alle beteiligten Parteien mehr oder minder gesichtswahrend abschließen konnten. Das gelang zwar mit Müh und Not, nicht aber, alle konfessionellen Konflikte künftig zu unterbinden oder gar eine dauerhafte europäische Friedensordnung zu etablieren. Entsprechend ambivalent (und natürlich auch immer von der Epoche, aus der der Rückblick erfolgt, und den in ihr gerade herrschenden politischen und ideengeschichtlichen Tendenzen bestimmt) ist bis heute auch die in Forschung und allgemeinem Bewusstsein getroffene Bewertung des Westfälischen Friedens, über die Westphal abschließend einen kleinen Überblick liefert.

Alles in allem legt man den kurzen Band so in dem Eindruck aus der Hand, einen guten Überblick über den komplexen Friedensschluss und seine Entstehung gewonnen zu haben. Einige Vorkenntnisse zu politischen und juristischen Begriffen mitzubringen, die vielleicht nicht allgemein geläufig sind, schadet bei der Lektüre allerdings nichts (denn teilweise recht spezifische Termini, wie z. B. Gravamina, werden als bekannt vorausgesetzt und nicht für ein Laienpublikum erklärt).

Siegrid Westphal: Der Westfälische Frieden. München, C. H. Beck, 2015, 128 Seiten.
ISBN: 978-3-4066-8302-2


Genre: Geschichte

Gold

Seit Jahrtausenden ist Gold begehrt wie kaum ein anderes Metall und dient als Schmuck und Statussymbol ebenso wie als Macht- und Wertgarant. Bereits in der kupferzeitlichen Varna-Kultur dienten erste Gegenstände daraus als Grabbeigabe, und seitdem scheint sich in über 6000 Jahren an der besonderen Wertschätzung, die das Gold genießt, ungeachtet alles historischen und kulturellen Wandels weltweit nur sehr wenig geändert zu haben.

Wenn man die eigentlich so gut wie immer und überall hohe Bedeutung bedenkt, die Menschen dem Gold beimaßen und -messen, ist es nur folgerichtig, seine Weltgeschichte zu erzählen, wie Bernd-Stefan Grewe es zwar in sehr in geraffter Form, aber dennoch oder gerade deshalb übersichtlich und gelungen in Gold tut.

Von dem zähnefletschenden goldenen Raubtiergesicht aus der Moche-Kultur, das eindrucksvoll das Titelbild ziert, darf man sich allerdings nicht zu der Annahme verleiten lassen, es ginge in dem kompakten Buch primär um Kunstwerke oder die handwerklichen Aspekte der Goldverarbeitung. Was man aus Gold an Erfreulichem herstellen kann, wird nämlich nur am Rande gestreift. Im Mittelpunkt steht vielmehr die wirtschaftliche und politische Rolle, die es von den frühesten Zeiten an spielte und die – hier entfaltet die Cover-Kombination von glänzender Schönheit und unleugbarer Bedrohlichkeit dann ihre wahre Bedeutung – untrennbar mit den Schattenseiten der von jeher großen Goldgier verbunden ist.

Die schon in der Antike beim Abbau unvermeidlichen Umweltschäden und das immer wieder von der sprichwörtliche gewordenen Goldgräberstimmung bei der Entdeckung neuer Lagerstätten verursachte Chaos erscheinen fast schon als geringe Übel im Vergleich zu all den Eroberungen seit frühester Zeit und den kolonialen Exzessen, die ihre Ursache häufig nicht zuletzt im Hunger nach Gold hatten. Ein immer wieder aufscheinendes Thema ist auch die oft erbarmungslose Ausbeutung derjenigen, die in den Goldminen die Hauptarbeit bei der Förderung des Edelmetalls leisteten, ob es sich nun um Sklaven (wie im Altertum), um Zwangsarbeiter (wie in der Sowjetunion) oder schlicht um sehr ungerecht behandelte Bergleute handelte (wie etwa im Südafrika der Apartheid-Ära, in dem schwarzen Arbeitern mit denen ihrer weißen Kollegen vergleichbare Löhne und Aufstiegsmöglichkeiten aus rassistischen Gründen verwehrt blieben).

Neben allen düsteren Aspekten umfasst der chronologisch geordnete Überblick aber auch viel einfach nur Interessantes. Man lernt hier einiges über die Hintergründe für Einführung und Aufgabe des Goldstandards für Währungen und die Herausbildung des internationalen Goldmarkts, aber auch über so manche Kuriosa (etwa die Pilgerfahrt des malischen Herrschers Musa Keita I. nach Mekka im 14. Jahrhundert, auf der er so viel Gold mitführte und mit vollen Händen ausgab, dass er im Alleingang für einen Goldpreisverfall sorgte). Auch in welchen Staaten heute das meiste Gold gefördert wird und wie es in der Moderne um Gold als Spekulationsobjekt und Wertanlage bestellt ist, erfährt man und bekommt so auf kleinem Raum eine beachtliche Fülle von Informationen geboten.

Natürlich kann, dem geringen Umfang des Buchs und seinem Einführungscharakter geschuldet, nicht alles sehr tiefgehend abgehandelt werden, aber als erster Einstieg in das Thema eignet sich Gold gut und liefert eine Fülle von Denkanstößen.

Bernd-Stefan Grewe: Gold. Eine Weltgeschichte. München, C. H. Beck, 2019, 128 Seiten.
ISBN: 978-3-406-73212-6


Genre: Geschichte

Menosgada

Der antike Gelehrte Claudius Ptolemäus erwähnt in seiner Geographie eine keltische Stadt namens Menosgada. Der Ort, der zur Zeit des Ptolemäus schon untergegangen war, wird in der Forschung mit einem keltischen Oppidum auf dem Staffelberg in Franken identifiziert. Diese Stätte und die dort gemachten Funde, aber auch die keltische Kultur insgesamt stellt Markus Schußmann, der die Ausgrabungen einer latènezeitlichen Toranlage auf dem Staffelberg leitete, in Menosgada. Die keltische Stadt auf dem Staffelberg vor.

Auch wenn der Staffelberg mit Unterbrechungen seit der Hallstattzeit von Kelten besiedelt war, steht im Zentrum der Darstellung die spätkeltische Zeit, in der das Oppidum eine kurze Blüte erlebte, bevor es – wie so viele andere auch – im 1. Jahrhundert v. Chr. aufgegeben wurde, vermutlich infolge einer Klimaverschlechterung, die gesellschaftliche Verwerfungen und Wanderbewegungen ausgelöst haben könnte.

Reich bebildert und mit einem ausführlichen Glossar versehen, ist das Buch, das als – so der Untertitel – Ein archäologischer Führer gedacht ist, auch für Nichtfachleute unmittelbar anschaulich und zugänglich gestaltet, aber dennoch nicht oberflächlich. Einführendes zur Geologie des aus mehreren deutlich erkennbaren Schichten zusammengesetzten Staffelbergs und ein forschungsgeschichtlicher Abriss zu seiner Archäologie sind ebenso zu finden wie Kapitel über die erhaltenen Befestigungsanlagen, ihre Tore, das Straßen- und Wegesystem, die Gliederung der Siedlung, Kriegertum, Wirtschaft und Religion. Farblich hervorgehobene Exkurse geben Überblicke über Themen, die über Menosgada selbst hinausgreifen, so etwa Kleidung oder Ernährung in keltischer Zeit.

Diese Hintergrundinformationen zu Alltags- und Sozialgeschichte der Epoche helfen bei der Einordnung von Funden und Befunden vom Staffelberg selbst. Schöne und beeindruckende Stücke, wie etwa kunstvolle Fibeln oder Münzen, werden ebenso vorgestellt wie Entdeckungen, die aus heutiger Sicht beklommen stimmende Schattenseiten der keltischen Kultur greifbar werden lassen. So gibt es etwa Belege für einen regen Sklavenhandel oder für die Sitte, die Schädel getöteter Feinde an prominenter Stelle – hier in beträchtlicher Zahl am Weg zum Westtor – zur Schau zu stellen.

Trotz des relativ geringen Umfangs des Buchs hat man deshalb nach der Lektüre den Eindruck, über den Staffelberg hinaus einen schlaglichtartigen Blick auf die keltische Gesellschaft der Spätlatènezeit erhascht zu haben. Statt als archäologischer Führer für eine spezifische Fundstätte kann Menosgada also auch gut als Einstieg dienen, um etwas über die Kelten in Süddeutschland allgemein zu erfahren.

Markus Schußmann: Menosgada. Die keltische Stadt auf dem Staffelberg. Ein archäologischer Führer. Regensburg, Verlag Friedrich Pustet, 2022, 128 Seiten.
ISBN: 978-3-7917-3315-9


Genre: Geschichte

Diokletian

Eine historische Gestalt als Menschen voller Widersprüche zu beschreiben, wirkt immer etwas wohlfeil, aber auf den römischen Kaiser Diokletian trifft diese Charakterisierung so gut zu wie auf nur wenige andere: Aus niedersten Verhältnissen über den Militärdienst ins höchste Amt aufgestiegen, stellte er sein Durchsetzungsvermögen brutal unter Beweis, indem er einen Konkurrenten um die Macht eigenhändig tötete, war aber andererseits auch bereit, ebendiese Macht durch die Einrichtung der Tetrarchie in gewissem Maße zu teilen und nach zwanzig Jahren schließlich durch seine auf eigenen Wunsch erfolgte Abdankung wieder aus der Hand zu geben. Als Christenverfolger in der religiös geprägten späteren Historiographie als Gewaltherrscher verschrien, versuchte er doch zugleich, die einfache Bevölkerung – etwa durch sein Höchstpreisedikt – zu schützen und in Rechtssachen für die Verhältnisse seiner Zeit humane Entscheidungen zu fällen; als Bauherr prunkvollster Paläste und Thermen war er doch besonders stolz auf sein selbst angebautes Gemüse.

Ein solcher Mann ist, zumal, wenn die Quellenlage besser sein könnte, nicht leicht zu fassen, aber Alexander Demandt wagt in seiner Biographie Diokletian mit Erfolg den Versuch, dennoch so gut wie möglich ein Bild des Kaisers und seiner Zeit zu zeichnen – oder vielmehr seiner beiden Zeiten, denn für Demandt markiert Diokletians Wirken den Übergang von der durch häufige und nicht selten gewaltsame Herrscherwechsel geprägten Epoche der Soldatenkaiser zur Spätantike mit dem Erstarken des Christentums.

Der Fokus liegt dabei weniger auf der ereignishistorischen Nachzeichnung eines Lebenswegs als auf der Betrachtung unterschiedlichster Themengebiete (wie etwa Recht, Wirtschaft oder Militär) und der Art, wie sie sich unter und oft auch durch Diokletian veränderten. Wichtig ist Demandt dabei stets das Aufzeigen von Vergleichsfällen und kulturellen Kontinuitäten bis in die Neuzeit, ja bisweilen bis in die Gegenwart. Auch wenn man ihm diesbezüglich vielleicht nicht bei jeder Wertung ganz folgen möchte, zeigt die vorliegende Biographie doch beispielhaft, dass kein Leben isoliert betrachtet werden darf und auch die Beschäftigung mit einer scheinbar so fernen Epoche wie der Antike stark dazu beitragen kann, die heutige Welt zu verstehen – manchmal in ganz offensichtlicher Weise wie bei der Jahreszählung des koptischen Kalenders, oft aber auch in subtilerer Hinsicht.

Über Diokletian selbst fällt Demandt ein insgesamt recht positives Urteil und sieht ihn als pflichtbewussten und ernsthaft um Reformen bemühten Herrscher, der für zwei Jahrzehnte tatsächlich Stabilität in schwierigen Zeiten herzustellen vermochte, sich allerdings mit seinem Versuch verkalkulierte, durch die Tetrarchie dauerhaft ein Fundament dafür zu legen, weil diese Aufteilung der Macht widersinnigerweise nur durch die Machtfülle, über die Diokletian verfügte, und den hohen persönlichen Respekt, den er genoss, funktionierte. Nach seiner Abdankung war das System aus sich selbst heraus nicht tragfähig genug, um dem unbedingten Machtwillen Einzelner, vor allem Konstantins, etwas entgegenzusetzen.

Ein umfangreicher Anhang, der neben Anmerkungen, Register und Auswahlbibliographie auch noch kurze Erörterungen zu einigen Spezialfragen (u. a. zum in der Forschung strittigen Sterbejahr Diokletians) enthält, und Abbildungen einschließlich eines umfangreichen Tafelteils in Farbe runden den gelungenen Band ab. Nicht nur für an der Spätantike Interessierte ist die Lektüre also empfehlenswert und durch Demandts anspielungsreichen, oft auch nicht um bissige Bonmots verlegenen Stil durchaus unterhaltsam.

Alexander Demandt: Diokletian. Kaiser zweier Zeiten. Eine Biographie. München, C. H. Beck, 2022, 432 Seiten.
ISBN: 978-3-4067-8713-7


Genre: Biographie, Geschichte

Die Langobarden

Wer waren Die Langobarden? Für seine gleichnamige Einführung setzt Stefan Esders bei der Sage an, mit der die frühmittelalterliche gens selbst erklärte, wie sie angeblich zu dem Namen „Langbärte“ gekommen war, und bietet dann einen kompakten Überblick von den undeutlichen Anfängen in der Spätantike über das Erscheinen der Langobarden in Italien bis zur Eroberung ihres Reichs durch Karl den Großen im 8. Jahrhundert.

Das Grundgerüst bildet die Ereignisgeschichte, in der neben Angehörigen des langobardischen Königshauses und Kirchenleuten immer wieder die recht unabhängig vom und nicht selten in Opposition zum Herrscher agierenden Herzöge prägend hervortraten. Eingefügt in diesem Rahmen erfährt man aber auch viel über Rechtssystem, Wirtschaftspolitik, Religiosität, erhaltene Kunst- und Bauwerke sowie Sprache und Namen (die aus heutiger Sicht eher witzig anmutende Kombinationen langobardischer und lateinischer oder christlicher Elemente enthalten konnten, wie etwa „Johannipertus“).

Die für einen so kurzen Band sehr fein differenzierte Gliederung erleichtert dabei das Auffinden einzelner Themen, zu deren Vertiefung die abschließenden kommentierten Literaturhinweise einen ersten Ansatzpunkt bilden. Kartenmaterial und einzelne Abbildungen ergänzen den Text ebenfalls sinnvoll.

Das auffälligste Charakteristikum des Buchs ist aber wohl, wie anschaulich und allgemeinverständlich es deutlich macht, inwieweit die nur etwa zweihundert Jahre langobardischer Herrschaft bis weit in spätere Epochen nachwirkten und es teilweise heute noch tun, sei es im Politischen, was etwa die Entstehung des Kirchenstaats oder generell die Zersplitterung Italiens in verschiedene Herrschaftsbereiche betrifft, oder auf sprachlicher Ebene, z. B. in Ortsnamen in Norditalien.

Stefan Esders schreibt gut lesbar und oft auch mit einem Schuss Humor, der bei allem wissenschaftlichen Ernst den Unterhaltungswert der Quellen nicht zu kurz kommen lässt. Wer also wissen möchte, weshalb ein langobardischer Herzog einmal von einem Diakon verlangte, ihn nur mit frisch gewaschener Unterhose aufzusuchen, muss Die Langobarden ebenso zur Hand nehmen, wie es all diejenigen tun sollten, die einen hilfreichen Überblick über eine bewegte Epoche der italienischen Geschichte suchen.

Stefan Esders: Die Langobarden. Geschichte und Kultur. München, C. H. Beck, 2023, 128 Seiten.
ISBN: 978-3-4068-0033-7


Genre: Geschichte

Die Sachsen

Die Sachsen führt Babette Ludowicis kurzes Buch zwar im Titel, doch über die frühmittelalterliche Bevölkerung vor allem im norddeutschen Raum, die von Karl dem Großen unterworfen und dem fränkischen Herrschaftsbereich einverleibt wurde, dann aber mit dem Familienverband der Liudolfinger im 10. und beginnenden 11. Jahrhundert die ottonischen Kaiser stellte, erfährt man dabei noch am wenigsten. Der Titel eines Unterkapitels, Von Sachsen keine Spur, ist sehr ernst zu nehmen, denn vor allem geht es Ludowici darum, mit überkommenen Forschungsansichten aufzuräumen – so gründlich, dass am Ende wenig historische Realität dahinter greifbar bleibt.

Den zuerst in der Spätantike sicher belegten Namen Saxones, aus dem sich später das Wort Sachsen entwickelte, sieht Ludowici zunächst nicht auf eine spezifische gens bezogen, sondern eher als Sammelbegriff für recht heterogene Gruppen, der sich wohl aus deren Tätigkeit als Plünderer und Seeräuber ergab, im Ursprung also ähnlich wie später Wikinger. Erst in oder nach der Konfrontation der Bewohner Norddeutschlands mit Karl dem Großen habe sich dort insbesondere unter den Eliten überhaupt eine Eigenidentifizierung als Sachsen entwickelt, gefördert durch Werke wie die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey, der dabei viele Fremdzuschreibungen übernommen habe. In diesem Zusammenhang weist Ludowici auch auf die Notwendigkeit hin, Quellenkritik zu üben und nach „dem historischen Standort und den Darstellungsabsichten“ (S. 66) der jeweils über die Sachsen Berichtenden zu fragen.

Wendet man dieses Prinzip auf Ludowicis eigenes Buch an, wird schnell deutlich, dass es vor allem von dem Willen getragen ist, sich entschieden gegen die oft völkisch und nationalistisch geprägten Forschungsansätze im 19. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. abzugrenzen und deutlich zu machen, dass eine Glorifizierung und Romantisierung frühmittelalterlicher gentes und ein Gründen eigener Identität auf fälschlich angenommenen Kontinuitäten unangebracht sind und meist böse enden.

Das ist ein legitimes und absolut verständliches Bedürfnis, das sich allerdings hier in manchen Fällen dann doch in einem Messen mit zweierlei Maß niederschlägt, wenn Ludowici es z. B. für angebracht hält, ein Grab als thüringisch oder bestimmte Trachtbestandteile und Waffen als typisch fränkisch anzusprechen, aber bei den Sachsen bzw. Saxones vor einer leichtfertigen Gleichsetzung von archäologischen (Be-)Funden mit aus den Schriftquellen bekannten Gruppen ausdrücklich warnt, und das mit einer Unbedingtheit, die fast den Eindruck hinterlässt, dass Sachsen bzw. Saxones für sie eine Phantombezeichnung ohne große Anknüpfungspunkte in der Wirklichkeit ist. Hier fragt man sich dann doch, ob die Autorin nicht in dem Wunsch, Fehlvorstellungen von einem uralten sächsischen „Stamm“ zu widerlegen, etwas über das Ziel hinausschießt und den Titelgebern ihres Werks einen geringeren Realitätsgehalt zugesteht als deren Zeitgenossen.

Dennoch ist das Buch immer dann noch am besten, wenn Ludowici sich mit konkreten archäologischen Erkenntnissen befasst und z. B. Indizien dafür zusammenträgt, dass es in den wohl als sächsisch besiedelt anzusprechenden Regionen auch schon vor den Eroberungszügen Karls des Großen Christen und Parteigänger der fränkischen Könige gab, so dass das einheitliche Bild paganer Sachsen in geschlossener Opposition gegen die Franken auf den Prüfstand gestellt werden muss.

Bei den sehr gerafften ereignisgeschichtlichen Darstellungen dagegen ist manches in fast schon missverständlicher Weise verkürzt, gerade im abschließenden 6. Kapitel, das die allmähliche Verlagerung von „Sachsen“ als geographische Bezeichnung in das heute unter dem Namen bekannte Gebiet um Dresden behandelt, und die historische Argumentation ist bisweilen abenteuerlich. So spricht für Ludowici gegen die von ihr entschieden verneinte These von einer territorialen Expansion der Sachsen auf dem Kontinent, dass diese, soweit wir wissen, keine Könige hatten und deshalb doch gewiss nicht „ohne die Initiative einer zentralen Führungsfigur zielgerichtet Eroberungen vorangetrieben und Herrschaft an sich gerissen“ (S. 65) haben könnten. Gerade die von ihr im anderen Kontext bemühten Wikinger zeigen aber – wenn auch einige Jahrhunderte später – recht gut, dass solche Bestrebungen keiner zentralen Herrschergestalt über eine gesamte kulturelle Gruppe bedürfen.

Gewöhnungsbedürftig ist phasenweise der Sprachstil, nicht nur aufgrund Ludowicis schon in ihrem Beitrag zum Sammelband Germanen feststellbarer Tendenz, gern im Perfekt statt im Präteritum zu formulieren, und einiger seltsamer Formen bei lateinischen Begriffen (ob z. B. tatsächlich ein mir grammatikalisch nicht ganz erklärlicher princeps milites – so mehrfach auf S. 54 – statt des üblichen princeps militiae oder princeps militum als Ausdruck für „Heerführer, Oberbefehlshaber“ möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis, ich halte es aber für unwahrscheinlich). Auffällig sind vielmehr manche bewusst moderne Ausdrücke (so liest man etwa vom „Military-Look“, S. 80, germanischer Kämpfer in römischen Diensten).

Mag man zu einem solchen Bemühen um umgangssprachliche Publikumsnähe stehen, wie man will, niedrigschwellig zugänglich ist die über einen separaten Karten- und Abbildungsteil verfügende Darstellung immerhin. Ob es allerdings sinnvoll ist, ganz ohne Vorwissen an das als Einführung gedachte Buch heranzugehen und somit auch Ludowicis Deutungen nicht mit eigenen Kenntnissen und Einschätzungen abgleichen zu können, sei einmal dahingestellt.

Babette Ludowici: Die Sachsen. München, C. H. Beck, 2022, 128 Seiten.
ISBN: 978-3-406-79076-8

 


Genre: Geschichte

Schöner schimpfen auf Latein

Wer die Antike für besonders erhaben und ihre überlieferte Literatur für durchgängig anspruchsvoll hält, hat sich noch nicht mit ihrem eindrucksvollen Bestand an Schimpfwörtern und Obszönitäten befasst. Abhilfe schaffen kann da Karl-Wilhelm Weebers Schöner schimpfen auf Latein, ein handliches Büchlein, das allerdings den Rahmen über die eigentlichen Kraftausdrücke, die der Titel erwarten lässt, hinaus erweitert und auch allerlei verwandte Bereiche des Böswilligen und Unanständigen abdeckt.

Die genutzten Quellen sind dabei vielfältig: Von den Komödien des Plautus (in dessen Werk mit deglupta maena – „gehäutete Sardine“ – auch mein Favorit unter den aufgelisteten Beschimpfungen überliefert ist) über Reden Ciceros, der geradezu lustvoll Gegner zerlegt, Schleuderbleie mit Verunglimpfungen von Bürgerkriegsgegnern und Fluchtäfelchen (von denen ein auf Maultiere spezialisierter Tierarzt aus unbekannten Gründen gleich vier auf sich zog) bis hin zu Graffiti aus Pompeji sind alle möglichen Varianten schriftlich festgehaltener Äußerungen unfreundlicher Art dabei. Andere zitierte Textpassagen zielen dagegen nicht darauf ab, eine (lebende) Person direkt zu attackieren, sondern suhlen sich einfach nur in Unflat und Pornographie, ob nun Gedichte über die dauererregte Gottheit Priapus, deren Abbild mit mächtigem Glied apotropäische Wirkung zugesprochen wurde, oder ein sonderbarer Wandbildzyklus aus Ostia, der den Sieben Weisen Lehren zuschreibt, die sich auf körperliche Ausscheidungen konzentrieren. Daneben lernt man einiges Vokabular zu den entsprechenden Bereichen kennen. Harmloser, aber durchaus amüsant ist die Beobachtung, dass erstaunlich viele römische Cognomina unschmeichelhafte Eigenschaften beschreiben oder zumindest erahnen lassen.

Wie aus Karl-Wilhelm Weebers immer lesenswerten Büchern gewohnt, gelingt es dem Autor auch hier wieder gut, Kontinuitäten und Zeitloses herauszuarbeiten und mit dem zu kontrastieren, was spezifisch römisch war und hier und heute in den meisten Kontexten zum Glück in dieser Form oder doch in einem solchen Ausmaß eher unüblich ist: Die Art etwa, wie in Senatsreden in drastischer Wortwahl die angebliche sexuelle Devianz politischer Gegenspieler angeprangert wurde, würde im modernen Parlamentsbetrieb wohl für einen handfesten Skandal sorgen.

Aber nicht nur bezüglich des in bestimmten Situationen als hinnehmbar Betrachteten war manches am römischen Schmähen und Schimpfen schlicht anders gewichtet als im heutigen Deutsch: Fäkalsprache gab es zwar durchaus, aber sie kam in weitaus geringerem Maß zu Beleidigungszwecken zum Einsatz, als wir es kennen. Dagegen scheint sich an der Tendenz, unliebsame Menschen als dumm oder verrückt zu bezeichnen, in den letzten Jahrtausenden wenig geändert zu haben.

Weeber schreibt wie immer allgemeinverständlich und in Teilen umgangssprachlich, mit viel Humor und spürbarer Begeisterung für seinen Gegenstand. Charmant ist, dass sogar Grammatiktipps für die korrekte Anwendung lateinischer Schimpfwörter gegeben werden: Will man jemandem eine ganz besonders üble Beleidigung an den Kopf werfen, dann doch bitte im angemessenen Vokativ! Dank netter Details dieser Art ist der Abstieg in die Niederungen des Lateinischen und die zugehörigen menschlichen Abgründe trotz der teilweise eher unappetitlichen Themen ein großes Lesevergnügen.

Karl-Wilhelm Weeber: Schöner schimpfen auf Latein. Stuttgart, Reclam, 2022, 128 Seiten.
ISBN: 978-3-15-014308-7

 

 


Genre: Geschichte, Kunst und Kultur

Der Taucher von Paestum

Der sogenannte Taucher von Paestum – das aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. stammende Bild eines jungen Mannes, der einen Kopfsprung ins Meer macht – gehört zu den lebendigsten und ansprechendsten Kunstwerken der griechischen Antike. Da es als Verzierung der Deckplatte im nach ihm benannten Grab des Tauchers in Paestum gefunden wurde, hat die Forschung oft versucht, in dem Gemälde symbolische Bezüge zu Tod und Sterben zu entdecken (etwa in der Form, dass der Sprung ins Wasser den Übergang ins Jenseits darstellen würde). Gegen solche Interpretationen wendet sich Tonio Hölscher in seinem elegant geschriebenen und sehr lesenswerten Buch Der Taucher von Paestum. Jugend, Eros und das Meer im antiken Griechenland.

Für Hölscher ist in dem Bild eine Szene aus dem Leben dargestellt, deren Übergangscharakter nicht etwa in einem Verlassen dieser Welt liegt, sondern im Alter des Kopfspringers, in dem er einen Epheben sieht, also einen Jüngling an der Schwelle zwischen Jugendzeit und Erwachsenenalter, wie er auch in dem erotisch aufgeladenen Gastmahl, mit dem die Wände der Grabkammer bemalt sind, mehrfach im Beisammensein mit reiferen Männern erscheint.

Im Zentrum der weiteren Betrachtung steht daher die Meeresküste als besonders mit diesem Lebensabschnitt verknüpfter Ort. Beim Bad im Meer (oder beim Sprung hinein) hatte man nicht nur die Möglichkeit, seinen Körper und seine athletischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Vielmehr bot der Aufenthalt am Meer oder an anderen Gewässern außerhalb der Stadt mit ihren festgefügten Regeln männlichen Jugendlichen und, wenn auch in weitaus geringerem Maße, jungen Mädchen die Gelegenheit zum Erleben einer Phase relativer Freiheit vor dem Eintritt in die Verpflichtungen der Erwachsenen.

Hinweise auf diese Verknüpfung zwischen Jugend und Meer finden sich nicht nur an ganz realen Orten (etwa in Form von Felsinschriften auf der Insel Thasos, die ältere Liebhaber oder Bewunderer für Jugendliche an der Küste hinterließen), sondern auch in der Vasen- und Grabmalerei sowie in Literatur und Mythos.  Zugleich ist in Bildern und Geschichten der Aufenthalt im oder am Meer oft mit Erotik oder ganz allgemein mit Sinnenfreuden verknüpft. So finden sich beispielsweise auch Vasenmalereien, die im Wasser mit aufgeblasenen Weinschläuchen spielende Satyrn oder einen wie ein Mensch auf einer Doppelflöte musizierenden Delphin zeigen.

Da anzunehmen ist, dass diese Assoziationen im 5. Jahrhundert auch in der damals griechischen Stadt Poseidonia (dem späteren Paestum) bekannt waren, schlägt Tonio Hölscher die Deutung vor, dass das Bild des Tauchers nicht als Todessymbol zu verstehen ist, sondern wie die Gemälde des Gastmahls dazu diente, dem Verstorbenen eine seiner gehobenen sozialen Stellung und seinem jugendlichen Alter angemessene Umgebung gewissermaßen mitzugeben – ebenso, wie ihm bestimmte charakteristische Gegenstände (Salböl und Leier) als Grabbeigaben ins Jenseits folgten.

Die darauf hinführende Argumentation wird essayistisch und beschwingt, von wissenschaftlicher Trockenheit weit entfernt, entwickelt. Wer allerdings an den Details von Hölschers Auseinandersetzung mit der bisherigen Forschung zum Thema interessiert ist, findet in der ausführlich kommentierten Bibliographie im Anhang alles Notwendige. Aber auch dann, wenn man sich dem Bild des jungen Kopfspringers nur von der Unmittelbarkeit der Darstellung angezogen nähert, ist Der Taucher von Paestum eine lohnende Lektüre, die einem keine konstruierte Interpretation aufdrängt, sondern das Kunstwerk in den Rahmen der Lebenswelt, in der es entstand, einzubetten versucht. Allen an der Antike Interessierten ist das Buch deshalb nur zu empfehlen.

Tonio Hölscher: Der Taucher von Paestum. Jugend, Eros und das Meer im antiken Griechenland. Stuttgart, Klett-Cotta, 2021,160 Seiten.
ISBN: 978-3-608-96480-6


Genre: Geschichte, Kunst und Kultur

Germanen

Kaum eine Bezeichnung für eine vor- oder frühgeschichtliche Kultur ist so umstritten und politisiert wie „Germanen“. Dass es sich dabei um einen Oberbegriff für recht heterogene Gruppen handelt, die sich nach heutigem Wissensstand nicht als Einheit empfunden haben dürften, ist dabei noch das geringste Problem. Weit schwerer wiegt der Missbrauch, der im 19. und 20. Jahrhundert und insbesondere in der Nazizeit mit einer Gleichsetzung von Deutschen und Germanen getrieben wurde. Oft überlagert und erschwert das Abarbeiten an dem damals entstandenen Zerrbild, das in manchen populären Vorstellungen noch fortwirkt, die Beschäftigung mit den eigentlichen archäologischen und historischen Quellen. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch die als Ausstellungsbegleitband entstandene Aufsatzsammlung Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme, die, anders als der Untertitel suggerieren könnte, eben nicht nur den archäologischen Aspekt in den Vordergrund rückt, sondern auch eine Auseinandersetzung mit dem Germanennamen und der Forschungsgeschichte ist.

Wie bei jedem Sammelband mit einer Fülle unterschiedlicher Beteiligter stehen dabei manchmal unvereinbar gegensätzliche Positionen nebeneinander (etwa bereits im ersten Oberkapitel bei der Frage, wie naturbelassen und waldreich die römerzeitliche Germania denn nun eigentlich war). Bis auf einen einzigen Aufsatz, der in seiner inneren Widersprüchlichkeit eher verwirrend als erhellend wirkt, sind aber alle Beiträge lohnender Lesestoff und tragen ihren Teil zu einem notwendigerweise bruchstückhaften, aber darum nicht minder beeindruckenden Wissensmosaik über die Germanen bei.

Nach einem Vorwort von Matthias Wemhoff und Michael Schmauder umreißt Letzterer unter dem Titel des Gesamtbandes die Zielsetzung des Ausstellung in Berlin und Bonn und des zugehörigen Buchs: Neben der historischen Germania und ihren Bewohnern stehen auch der Germanenname an sich und seine wechselvolle Rezeption von seiner Etablierung oder mindestens Popularisierung durch Caesar bis in die heutige Zeit im Zentrum.

Schon im ersten Oberkapitel, Von Wohnstallhäusern und dunklen Wäldern, treffen (Fehl-)Vorstellungen über Germanen und archäologische Befunde aufeinander. Gleich eingangs räumt Heiko Steuer aus Archäologensicht Zehn Vorurteile antiker und moderner Historiker aus, darunter eben auch das einer dicht von urwüchsigen Wäldern bedeckten Germania, aber auch zahlreiche von römischen Autoren verwendete Barbarentopoi.
Hans-Jörg Karlsen schildert in Zwischen Tradition und Innovation, was sich über Siedlungsmuster und die regional durchaus unterschiedliche Architektur ermitteln lässt. Thematisch ähnlich, aber mit einem stärkeren Fokus auf den möglichen Zusammenhang zwischen Bauformen und Sozialstrukturen, ist Jan Schusters Beitrag Vom Pfosten zum aus zum Gehöft gelagert. Eine einzelne germanische Siedlung nimmt schließlich Sven Gustavs in den Blick, wenn er über den Fundort Klein Köris in der Nähe von Berlin schreibt.
Susanne Jahns ist nicht nur mit dem Titel ihres Beitrags, Silvis horrida aut paludibus foeda, ganz bei Tacitus: Im Gegensatz zu Steuer sieht sie ein Germanien vor sich, das „zum großen Teil mit dichtem Wald bestanden“ (S. 111) war, und erläutert dies am Beispiel von Pollendiagrammen aus Brandenburg.

Das zweite Großkapitel Zwischen Selbstversorgung und Spezialistentum erhellt punktuell das Alltagsleben in der Germania magna. Angela Kreuz untersucht anhand römischer Schriftquellen und archäobotanischer Studien Frühgermanische Landwirtschaft und Ernährung und bietet sogar zwei rekonstruierte Rezepte (für einen Gersteneintopf und einen Hirsebrei), die nachkochbar machen, was sich aus Funden über die germanische Ernährung vermuten lässt.
Michael Meyer zeigt unter der Überschrift Eisen – Keramik – Kalk, wie Rohstoffe – gerade im Fall des Eisens teilweise recht zentralisiert und systematisch – abgebaut und weiterverarbeitet wurden. Wichtige Handwerker waren die Schmiede, die Hans-Ulrich Voß unter der Überschrift „Polytechniker“ – Spezialisten – Künstler beschreibt und die nicht nur archäologisch, sondern auch in Schriftquellen und in der Sagenwelt ihre Spuren hinterließen. Aber nicht alles in der Germania wurde direkt dort hergestellt: Importe aus dem römischen Reich spielten eine bedeutende Rolle, wie Patrick Könemann anhand der Siedlung Kamen-Westick zeigt, die sich durch eine solche Fülle von Funden römischen Ursprungs auszeichnet, dass man in ihr einen besonderen Ort – vielleicht einen Handelsplatz – vermuten kann.
Anders als Metall- und Keramikgegenstände erhalten sich Textilien nur selten, so dass Die Textilien der frühgeschichtlichen Wurt Feddersen Wierde eine Ausnahme darstellen, über die Christina Peek mit genauen Beobachtungen zu Machart und Qualität der gefundenen Reste von Stoffen, Schnüren und Fäden einen gelungenen Überblick gibt. Mit Funden aus Feddersen Wierde beschäftigt sich auch Katrin Struckmeyer, etwa mit Kämmen, für die Knochen, Geweih und Horn als Rohmaterial dienten.

Im dritten Kapitel ist man Den germanischen Gesellschaften auf der Spur. Hochinteressant ist gleich der erste Beitrag, in dem Matthias Egeler Kontinuitäten, Brüche und überregionale Verflechtungen der Religionsgeschichte in der Germania aufzeigt, Überschneidungen mit Keltischem und Römischem nachzeichnet und belegt, dass bei aller Skepsis, die man leichtfertigen Gleichsetzungen gegenüber wahren sollte, beispielsweise bei den Namen bestimmter mythologischer Figuren teilweise eine erstaunliche lange Tradierung nachweisbar ist.
Der ebenfalls sehr lesenswerte Beitrag von Babette Ludowici steht unter der Frage Germanisches Understatement? Hier geht es um Bestattungsbräuche, die – gerade im Fall der häufigen Leichenverbrennungen – den dabei getriebenen Aufwand für spätere Zeiten unsichtbar machten, da die Funde auf den ersten Blick wenig spektakulär wirkten, was aber nicht heißen muss, dass nicht gewaltige Werte an Beigaben in Flammen aufgingen, wie einzelne Überreste ahnen lassen.
Der Aufsatz Aktuelle Forschungen zur Sozialstruktur der Germanen im östlichen Mitteleuropa von Kalina Skóra und Adam Cieśliski behandelt mit anthropologischen Untersuchungen zu Gräbern der Wielbark-Kultur zwar kein uninteressantes Thema, ist aber der einzige Beitrag des Bandes, der einen ratlos zurücklässt, weil er sich ständig selbst widerspricht.1 Ob sich hier die beiden Autoren uneinig waren oder einfach nur ungeschickt versucht wurde, unterschiedliche Forschungshypothesen unter einen Hut zu bringen, lässt sich nicht entscheiden.
Weitaus besser nachvollziehbar ist der Inhalt glücklicherweise im folgenden Beitrag von Andrzej Kokowski, der Die archäologischen Kulturen des Gotenkreises, darunter eben auch die Wielbark-Kultur, im Abgleich mit antiken Quellen unter dem Aspekt der allmählichen Migration der Goten nach Süden betrachtet.

In historischen Quellen tauchen unterschiedliche germanische Gruppierungen vor allem im Hinblick auf ihre Auseinandersetzungen mit dem römischen Reich auf, so dass es folgerichtig erscheint, dass mit Krieg – ein weites Feld ein eigenes Oberkapitel bewaffneten Konflikten nicht nur mit der römischen Welt gewidmet ist. Aber natürlich ist der Kampf gegen Rom ein so zentrales Thema, dass Michael Meyer ihn gleich im Eingangsbeitrag anhand der Schlachtfelder von Kalkriese und vom Harzhorn untersucht und die Ausschnitthaftigkeit des aus den dortigen archäologischen Funden Rekonstruierbaren deutlich macht.
Die Vorgänge am Harzhorn beschäftigen auch Lothar Schulte in Rom vs. Unbekannt?, wenn er auslotet, aus welchem Gebiet die Germanen gekommen sein könnten, die sich hier 235 n. Chr. mit den Römern unter ihrem Kaiser Maximinus Thrax Gefechte lieferten.
Innergermanische Kämpfe stecken dagegen wohl hinter den Opfern von Waffen und Ausrüstungsteilen im Thorsberger Moor, die Ruth Blankenfeldt in Kampf und Kult bei den Germanen nicht nur unter forschungshistorischen Gesichtspunkten betrachtet, sondern auch differenziert und klar strukturiert analysiert. Hier erfährt man nicht nur über die Bewaffnung von Heeren und deren Zusammensetzung sehr viel, sondern auch über die mögliche religiöse und soziale Funktion großer Opferrituale.

Unter dem Titel Rom: Ein nützlicher Gegner sind weitere Beiträge zu den römisch-germanischen Beziehungen zusammengefasst. Ein schöner Aufsatz mit einem Blick für Details eröffnet den Reigen: Petra Rosenplänter stellt in „A missing link“, wie schon der Untertitel verrät, Ein Terra-Sigillata-Derivat aus dem Hinterland der Ems vor. Dort gefundene Scherben zeigen, dass jemand in der Germania magna versucht haben muss, ein römisches Gefäß mitsamt seiner Ornamentik nachzubilden, sich dabei aber einer ganz eigenen Technik bediente.
Ein ungleich berühmterer Fund steht im Mittelpunkt des nächsten Beitrags: Benjamin Wehry zeigt in Germanischer Prunk und römische Technik, wie der im sogenannten Fürstengrab von Gommern gefundene Schildbuckel aus einem römischen Silbergefäß umgearbeitet und seiner neuen Funktion angepasst wurde und wie man sich den gesamten Schild vorzustellen hat.
Dass unter Augustus Römischer Blei- und Silberbergbau rechts des Rheins im Bergischen Land betrieben, aber nach relativ kurzer Zeit wieder aufgegeben wurde, erläutern Jan Bemmann und Tosten Rünger.
In eine wesentlich spätere Epoche führt der Beitrag von Izabela Szter und Anna Zapolska: Der Hortfund von Frauenburg, Kr. Braunsberg – also aus dem heutigen Frombork (Polen) – stammt aus der frühen Völkerwanderungszeit und enthält neben allerlei Fibeln und Schnallen auch römische Münzen. Galt der Hortfund zunächst als im Zweiten Weltkrieg verloren, stellte sich später heraus, dass er in Wirklichkeit ins Depot des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte gelangt war, so dass sich nun die Möglichkeit zu einer Neuanalyse bot.
Die Frage Grabmal oder öffentliches Monument? stellt sich bei einem Relief mit einer Gefangenendarstellung aus Mainz. Marion Witteyer kann den ursprünglichen Zweck zwar nicht endgültig bestimmen, geht aber von der Zugehörigkeit zu einem größeren Monument aus. Auf jeden Fall hat man es aber mit einem Bespiel für die römische Sicht auf die Germanen zu tun, was eine passende Überleitung zum nächsten Abschnitt bildet, der ganz dem Germanennamen gewidmet ist.

Das Kapitel Germanen: Sichtweisen auf einen umstrittenen Begriff  weist bei einer kontinuierlichen Lektüre des Bandes gewisse Längen auf, nicht etwa, weil einer der Beiträge darin an und für sich uninteressant wäre, sondern weil aufgrund des doch relativ begrenzten Quellenkorpus zum antiken Germanenbegriff zwangsläufig vieles mehrfach referiert wird, was sich in einer Monographie zusammenfassend hätte abhandeln lassen.
Originell ist der von Ernst Baltrusch gewählte Ansatz, die Römische Ethnographie nicht nur nach ihrem Germanenbild zu befragen, sondern auch ihre Sicht auf die Juden zu untersuchen und so herauszuarbeiten, inwieweit die antike Bewertung beider Kulturen Ansatzpunkte für die verheerende spätere Rezeption bot. Hervorhebenswert ist auch, dass Baltrusch nicht nur die Bezeichnung „Germanen“ problematisiert, sondern auch kritisch den heute in der Wissenschaft gängigen Sprachgebrauch hinterfragt, der mit der Bezeichnung barbaricum als Ersatz für „Germanien“ letzten Endes ein Schimpfwort aus der Antike übernimmt.
Sebastian Brather fragt nach der Tauglichkeit des Begriffs Germanen als Kategorie der Forschung? und kommt zu dem Schluss, dass man ihn nicht vorschnell verwerfen sollte, solange man sich seiner historischen Genese bewusst bleibt.
Noch knapper fragt Stefan Burmeister nach Germanen? und arbeitet die Problematik der pauschalisierenden Sammelbezeichnung nicht nur für eine Vielzahl unterschiedlicher Gruppen, sondern auch für von verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen untersuchte Phänomene (ob nun Sprache oder materielle Hinterlassenschaften) heraus.
Hans-Ulrich Voß spürt in „Germanen“ und „Römer“ der Art nach, wie man frühe archäologische Funde mit dem aus den Schriftquellen über Römer und Germanen bekannten in Einklang zu bringen versuchte und welche Rolle römisches Importgut in der Germania magna dabei spielte.
Germanenname und Germanenbegriff in der Antike dagegen werden von Reinhard Wolters beleuchtet, der die Entwicklung vom Aufkommen der Germanenbezeichnung unter Caesar bis zu ihrem (vorläufigen) Verschwinden in der Spätantike nachzeichnet.
Zurück in die Neuzeit geht es mit Wojciech Nowakowski, der Die Germanen in der polnischen Archäologie unter dem Aspekt der Forschungsgeschichte vorstellt und dabei deutlich macht, dass nicht die deutsche Wissenschaft allein im 20. Jahrhundert auf politisch motivierte Irrwege geriet: Da man auch in Polen eine Kontinuität von den Germanen zu den verständlicherweise verhassten Deutschen annahm, wollte man so wenig „Germanisches“ wie möglich auf polnischem Staatsgebiet haben, bemühte sich um den Nachweis einer slawischen Ureinwohnerschaft und spielte die Präsenz germanischer Gruppen eher herunter.

Dem neuzeitlichen Germanenbild auch über die Fachwissenschaft hinaus widmet sich das abschließende Kapitel Rezeption: Zwischen Wagner-Oper und musealer Präsentation. Einen Überblick dazu liefern Susanne Grunwald und Kerstin P. Hofmann in Wer hat Angst vor den Germanen? Von Opernkostümen mit Hörnerhelmen über die völkisch-nationalistischen Abwegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hin zu heutigen fragwürdigen Ansätzen wie dem Aufspüren „germanischen“ Erbguts bei kommerziellen DNA-Analysen findet hier so manches Erwähnung, das eher von einer unreflektierten Inanspruchnahme der historischen Germanen als von einer echten Auseinandersetzung mit dem, was wir über sie wissen und vermuten können, zeugt.
Germanenbilder werden natürlich nicht zuletzt auch von der musealen Präsentation von Fundstücken geprägt. Marion Bertram geht in ihrem Beitrag „In dem schwankenden Meere prähistorischer Hypothesen“ der Frage nach, wie Germanisches von den Anfängen bis 1945 im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte ausgestellt und inszeniert wurde.
Wer hier nur mit typischer Germanentümelei rechnet, dürfte etwas von dem überrascht sein, was Matthias Wemhoff unter der Überschrift Germanenkult oder Mythengeschichte? über den heute nur noch partiell erhaltenen Gemäldefries von 1855 im sogenannten „Vaterländischen Saal“ des Neuen Museums herausarbeitet. Nationalistisches – bezogen auf ein vereintes Deutschland, das damals noch Zukunftsmusik war – klingt in den Darstellungen aus der nordischen Mythologie eher unterschwellig an; stattdessen wird, vermengt mit antiken und christlichen Vorstellungen, eine diffuse Friedens- und Erlösungsbotschaft vermittelt.

Ein kleiner Katalogteil, der zu den Aufnahmen ausgewählter Stücke leider nur knappe Angaben anstelle eigentlicher Begleittexte bietet, rundet den Band ab und macht wie die im ganzen Buch qualitätvolle Bebilderung aus Fotos, Rekonstruktionszeichnungen von Benoit Clarys, Übersichtsgrafiken und Kartenmaterial diesen Streifzug durch die germanische Welt anschaulich und greifbar. Insgesamt hat man den Eindruck, dass die im Untertitel versprochene archäologische Bestandsaufnahme durchaus geglückt und darüber hinaus noch einiges geboten ist. Als Einführung für Interessierte in das Thema Germanen eignet sich das Werk allerdings nur bedingt. Besser ist es, schon ein bisschen Vorwissen gerade auch aus dem ereignishistorischen Bereich mitzubringen, um die oft nur Schlaglichter setzenden Beiträge in einen größeren Kontext einordnen zu können.

Thorsten Valk, Matthias Wemhoff (Hrsg.): Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme. Darmstadt, Theiss (WBG), 2020, 640 Seiten.
ISBN: 978-3-8062-4261-4

  1. So folgen auf die kategorische Aussage „Die germanische Familie lebte monogam“ (S. 236) noch auf derselben Seite Spekulationen über Polygamie als mögliche Ursache eines ungleichen Geschlechterverhältnisses auf bestimmten Gräberfeldern. Auch ob es nun Wahrsagerinnen gab (so S. 242) oder „Prophezeiungen eine rein männliche Angelegenheit“ (S. 243) waren, wird nicht klar. Etwas misstrauisch stimmt auch die Aussage, man habe zwar Tote im Alter von 50 Jahren oder mehr, aber nur selten „Reste von Verstorbenen mit einem Alter von über 60 Jahren“ (S. 235) gefunden, wenn man wenig später informiert wird, dass „eine genaue Diagnose des Sterbealters ab 50 bis 60 Jahren nicht mehr möglich“ ist (S. 247). Auch die Aussagekraft des Hinweises, dass, anders als in der Przeworsk-Kultur, in keinem Frauengrab der Wielbark-Kultur Waffen gefunden wurden, für die jeweiligen Handlungsspielräume einzelner Frauen in beiden Kulturen dürfte eher gering sein, wenn man bedenkt, dass man schon zuvor erfahren hat, dass auch Männergräber der Wielbark-Kultur keine Waffenbeigaben enthalten (vgl. S. 227).

Genre: Geschichte, Kunst und Kultur

Das Römerreich und seine Germanen

Gerade in populärwissenschaftlichen Darstellungen werden Römer und Germanen gern als unversöhnliche Gegner gezeichnet und eine letztendliche Eroberung oder Zerstörung des römischen Reichs durch germanische Gruppen postuliert. Dass die Realität weitaus komplizierter war und beide Kulturen letztlich nur in ihrer gegenseitigen Verflechtung und Beeinflussung zu verstehen sind, zeigt der bekannte Historiker Herwig Wolfram in Das Römerreich und seine Germanen. Laut Untertitel soll das Werk Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft bieten, und das gelingt auch durchaus, aber viel stärker noch ist es womöglich eine Erzählung von den Erzählungen, mit denen nicht nur die Zeitgenossen, sondern auch die Menschen späterer Epochen sich auf vermeintliche Kontinuitäten beriefen und sich selbst in Abgrenzung von anderen darzustellen versuchten.

Die ersten Jahrhunderte der römisch-germanischen Beziehungen bis etwa zu den Markomannenkriegen sind dabei fast nur etwas wie ein Vorspiel zu dem Versuch germanischer Gentes in der Spätantike, sich auf dem Boden und im Rahmen des Imperium Romanum zu etablieren. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt daher auf der Völkerwanderungszeit und der tiefgreifenden Transformation, die sie sowohl für die römische als auch für die barbarische Welt bedeutete. Dass die Goten dabei besondere Aufmerksamkeit erfahren, kann angesichts von Herwig Wolframs Forschungsinteressen nicht überraschen. Dementsprechend greift er hier und da auch auf den Textbestand älterer eigener Werke zurück, legt dies allerdings immer redlich offen.

Ein bloßes Wiederholen altbekannter Fakten und Theorien ist Das Römerreich und seine Germanen aber ganz und gar nicht, sondern neben einem Panorama einer bewegten Epoche auch eine ebenso differenzierte wie glänzend geschriebene aktuelle Auseinandersetzung mit altbekannten Annahmen. Wolfram verschont dabei auch eigene frühere Thesen nicht (etwa die Vermutung, es habe bei den Germanen ursprünglich ein weitverbreitetes Sakralkönigtum gegeben), räumt aber vor allem mit den scheinbaren Gewissheiten auf, die seit dem Humanismus, aber insbesondere auch im 19. und 20. Jahrhundert ein fruchtbarer Nährboden für eine Berufung auf Germanisches unter sehr unguten Vorzeichen waren. Teilweise geschieht das mit herrlich subtilem Humor (wenn etwa zur durch das Gedicht August von Platens heute noch relativ bekannten Geschichte über die Bestattung des Gotenkönigs Alarich im Busento angemerkt wird, dass die Mühe vergebens gewesen sein dürfte, weil der Fluss regelmäßig so weit austrocknet, dass man eigentlich keine Grabstätte dauerhaft darin verstecken kann).

Doch auch abseits seines Umgangs mit Halbwahrheiten und Anekdoten bietet Wolfram oft eine sehr klare und frische Perspektive. So liegt zum Beispiel die Antwort auf die Frage, warum dem Frankenreich anders als dem Ostgotenreich Theoderichs des Großen ein dauerhafterer Bestand beschieden war, für Wolfram nicht nur in der oft angeführten Entscheidung des Frankenkönigs Chlodwig für den unter der romanischen Bevölkerung verbreiteten Katholizismus (anstelle der von den Goten favorisierten arianischen Kirche), sondern stärker noch in der Geographie. Der Raum, in dem Chlodwig sich seine Machtbasis schuf, war von Konstantinopel schlicht weit genug entfernt, um ihn vor einem ständigen Eingreifen der oströmischen Kaiser zu bewahren.

Ein Buch, das man völlig voraussetzungslos zur Hand nehmen sollte, um einführende Informationen über Rom und die Germanen zu erhalten, ist Das Römerreich und seine Germanen allerdings nicht. Bei aller Detailfreude und Quellennähe wird doch ein gewisses Maß an Grundwissen über die (Spät-)Antike und über den Blick der Moderne darauf vorausgesetzt. Bringt man diese Basis mit, ist die Lektüre ein großer Gewinn und nur zu empfehlen.

Herwig Wolfram: Das Römerreich und seine Germanen. Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft. Köln / Weimar / Wien, Böhlau, 2018, 480 Seiten.
ISBN: 978-3-412-50767-1


Genre: Geschichte