Rabenvögel sind bei manchen Menschen eher unbeliebt – sehr zu Unrecht, wie Britta Teckentrup findet, die in Von Raben und Krähen die faszinierenden Vögel kenntnisreich und voller Sympathie porträtiert. Dabei besticht das Buch durch seine wunderschönen, oft ganzseitigen Illustrationen und seine insgesamt gelungene Gestaltung (begonnen schon mit der Rückseite, auf der zwei Krähen munter den Barcode auseinandernehmen). Der künstlerische Anteil beschränkt sich aber nicht auf das Äußerliche, denn der Text umfasst neben interessanten biologischen und kulturhistorischen Fakten auch eine Sammlung literarischer Auftritte von Raben und Krähen.
Der Sachbuchteil kommt leicht und locker, aber nicht anspruchslos daher und vermittelt auf unterhaltsame Weise alle möglichen Informationen über Raben und Krähen, von ihrer Kommunikation über ihr Verhalten, ihre Lernfähigkeit und ihre Problemlösungsstrategien bis hin zu ihren Gefühlen (soweit diese für Menschen zu erschließen sind) – denn auch Rabenvögel können trauern und sind übrigens auch weitaus bessere Eltern, als die abfällige Bezeichnung „Rabeneltern“ erst einmal vermuten lassen könnte. Nebenbei werden auch noch kurz verschiedene Rabenvögel vorgestellt. Darunter sind heimische Arten wie der Eichelhäher und die Dohle, aber auch Tiere aus aller Welt, von denen man noch nicht unbedingt etwas gehört hat, wie etwa die Spatelbaumelster oder der Erzrabe.
Ein eigenes Kapitel ist den Raben in der Mythologie gewidmet, in der sie in den verschiedensten Kulturen eine wichtige Rolle spielen, von der Schöpfergestalt über mit Weisheit, Erinnerung und Magie assoziierte kluge Vögel bis hin zu wahren Unglücksboten, die als Aasfresser für Tod und Verderben stehen und darum nichts Gutes verheißen.
Die liebevoll zusammengetragenen literarischen Texte schließlich decken ein breites Spektrum ab, vom Raben in der Fabel bei Äsop über Märchen und Gedichte bis hin zu dem leider so tragisch endenden Hans Huckebein von Wilhelm Busch.
Zum Abschluss wird noch einmal die Beziehung zwischen Rabenvögeln und Menschen in den Blick genommen, die trotz aller Vorurteile eng ist (nicht nur, was Kuriosa wie die Raben im Londoner Tower betrifft): So sind gerade Krähen als Kulturfolger in vielen großen Städten vertreten, und man erfährt ein paar verblüffende Details darüber, wie sie sich in Berlin, New York und Tokio mit dem urbanen Leben arrangiert haben.
Ein Buch, um wissenschaftlich tief in das Thema einzusteigen, ist Von Raben und Krähen zwar nicht, aber eine anregende und in jeder Hinsicht liebevoll gestaltete Möglichkeit, etwas über Rabenvögel zu erfahren. Für alle Fans von Raben und Krähen ist dieses literarische Schmuckstück ohnehin ein Hochgenuss und wärmstens zu empfehlen.
Britta Teckentrup: Von Raben und Krähen. Berlin, Jacoby & Stuart, 2021, 164 Seiten.
ISBN: 978-3-96428-089-3