Autobiographische Texte aus dem 15. Jahrhundert sind nicht allzu häufig, von Frauen verfasste noch weitaus rarer. Eines der wenigen Beispiele ist der Bericht der Kammerfrau Helene Kottannerin darüber, wie sie in bester Absicht die ungarische Krone stahl. Was eher nach einem Abenteuerroman klingt, ist gleichwohl eine ernstzunehmende Quelle, die von den Historikerinnen Julia Burkhardt und Christina Lutter nicht nur ins Neuhochdeutsche übersetzt, sondern auch in ihren geschichtlichen Kontext eingeordnet wird und sich ausgesprochen unterhaltsam liest.
Wieder einmal hat mich die schreibende Anwältin Elly Sellers auf eines ihrer Bücher aufmerksam gemacht. Mit Die kleine Kanzlei gewinnt immer setzt sie ihre Unterhaltungsromanreihe um die beiden Münchner Anwältinnen Helen und Kerstin fort.
Es gibt Neuigkeiten aus Aquae Calicis: Ab sofort ist mein neuer Roman Der Torfschuppenmord als Taschenbuch und E-Book im Buchhandel zu bestellen.
Cover: Sameena Jehanzeb
Für Richterin Herrad ergeben sich unverhofft große Veränderungen, und als wären die nicht schon schwer genug zu bewältigen, bekommt sie es schon in den ersten Tagen in ihrem neuen Amt mit einem perfiden Mord zu tun:
Als in der Junihitze ein Torfschuppen im Moor bei Castra Nova über zwei Männern zusammenbricht, glaubt die ganze Stadt zunächst an einen tragischen Unfall. Richterin Herrad hat nach einem unfreiwilligen Neuanfang in der Seemark eigentlich andere Sorgen, doch als sie erfährt, dass ihr alter Bekannter Ivar am Ort des Geschehens war und Verdächtiges beobachtet hat, kann sie nicht untätig bleiben. Schnell erweist sich, dass der Einsturz des Schuppens absichtlich herbeigeführt worden ist. Hatten dabei etwa die Moorgeister die Finger im Spiel – und tut Herrad sich wirklich einen Gefallen damit, die Wahrheit ans Licht zu bringen?
Ein Jahre zurückliegender Moorleichenfund, ein sonderbarer Fall von Strandraub, undurchsichtige Ortsansässige und die düstere Laune ihres Wachhauptmanns machen Herrad das Leben auch nicht leichter, aber für reichlich Tee, Feuerkobolde und Geister ist auch an der Küste gesorgt.
Gelegentlich stößt man auf ein Buch, von dem man sich wünscht, dass möglichst viele Menschen es lesen. Uwe Wittstocks Februar 33 – eine in ihrer Unmittelbarkeit beklemmende Schilderung der Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtübernahme auf die literarische Welt Deutschlands – gehört für mich dazu.
Ein lesenswertes historisches Sachbuch steht im Mittelpunkt der neuen Rezension. Der Tod der Tribune von Charlotte Schubert befasst sich mit – so der Untertitel – Leben und Sterben des Tiberius und Caius Gracchus, greift aber thematisch immer wieder auch über das Brüderpaar hinaus und bettet dessen Handeln und Nachwirkung in einen größeren Kontext ein.
Engel, Dämonen, Waldgeister und ein alles andere als heldenhafter Lateinlehrer mitten dazwischen: Susanne Bonns Roman Die Weinfestengel bietet schräge Unterhaltung voller Anspielungen auf (Pop-)Kultur und lokale Sagenwelten.
Lange hat die neue Buchbesprechung auf sich warten lassen, aber der schöne Tagungsband Die Billunger ist mit seinen 512 Seiten nicht nur in inhaltlicher Hinsicht ein gewichtiges Buch, für dessen Lektüre man etwas Zeit und Muße bereithalten sollte. Es lohnt sich!
Wer Annette van den Berghs spezielle Art, mit Sprache zu spielen und das moderne (Künstler-)Leben zu sezieren, bisher nur aus ihren kurzen Geschichten kennt, kann in TickTackTakTik feststellen, dass ihre besondere Erzählweise auch auf Romanlänge funktioniert.
Gar nicht karfreitäglich, aber zumindest nicht ohne jeden Bezug zu Spiritualität geht es heute tief in die Vorgeschichte zurück. Harald Meller und Kai Michel spüren in ihrem Buch Das Rätsel der Schamanin der sogenannten „Schamanin von Bad Dürrenberg“ nach, einer Frau, die in der Mittelsteinzeit ein ungewöhnliches Grab erhielt und deshalb auch im Leben eine besondere Rolle gespielt haben könnte.
Nach all den Sachbüchern mit teilweise ernsten Themen ist in der neuen Rezension leichte Unterhaltung angesagt. S. L. Rowland lädt in Cursed Cocktails in eine Fantasywelt ein, in der ein ehemaliger Soldat ein neues Leben als Barkeeper beginnt.
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